Orchideen: Die Hoden der Pracht

Alle ergötzen das Auge, manche den Gaumen, und wieder andere verwirren die Sinne und locken Bestäuber mit Sexversprechen.
Alle ergötzen das Auge, manche den Gaumen, und wieder andere verwirren die Sinne und locken Bestäuber mit Sexversprechen.(c) EPA (LEONARDO MUNOZ)
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Keine anderen Blütenpflanzen hatten Erfolg wie die Orchideen. Sie taten es mit vielen Tricks, manche leben von Luft, andere von Liebe.

Mr. Winter-Wedderburn, ein Junggeselle mittleren Alters, führte Ende des 19. Jahrhunderts ein scheues Leben auf dem Land, unweit von London. Dort fuhr er manchmal hin, auf einen ganz besonderen Markt, den für Orchideen, die eine Manie ausgelöst hatten wie einst die Tulpen in den Niederlanden: Man schaffte sie aus entlegensten Dschungeln herbei. Für die Käufer begann dann ein Glücksspiel; gehandelt wurden nicht ganze Pflanzen, sondern ihre schrumpligen Knollen, denen man nicht ansah, was in ihnen schlummerte oder auch lauerte.

„Etwas ganz Besonderes“ habe er heute, berichtete Winter-Wedderburn eines Tages seiner Cousine, die ihm den Haushalt führte, er werde es „so studieren, wie Darwin es getan hat“. Dazu kam er nicht: Als die Orchidee erblühte, erschien er nicht zum Tee, die Cousine fand ihn halb tot im Gewächshaus: Die Orchidee hatte ihn mit ihrem Duft betäubt und sich in seinem Nacken verwurzelt, dort sog sie Blut.

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