Menschenhirn in Mäuseschädel

Eine Ratte in der Hand eines Menschen ist nichts Besonderes. Was aber ist es, wenn ein Teil eines Menschen im Schädel der Ratte sitzt?
Eine Ratte in der Hand eines Menschen ist nichts Besonderes. Was aber ist es, wenn ein Teil eines Menschen im Schädel der Ratte sitzt?(c) REUTERS
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In mindestens zwei US-Labors werden Nagetiere gehalten, in deren Gehirne Minigehirne von Menschen eingepflanzt wurden. Eine Debatte darüber gab es nicht.

Was geht wohl in Lebewesen vor sich, die Gehirne anderer Lebewesen in sich haben? So etwas gab es in der Fantasie der Antike – Chimären wie den Sphinx –, so etwas gab es als Gänsehautmacher der Neuzeit – nächstes Jahr wird die Ausgeburt des Dr. Frankenstein 200 Jahre alt, sie wurde 1818 zunächst anonym publiziert –, so etwas gibt es heute in der Realität: In mindestens zwei Labors werden Mäuse und Ratten gehalten, in deren Gehirne Minigehirne von Menschen implantiert wurden.

Präsentiert wurden sie am Wochenende beim Jahrestreffen der Society for Neuroscience in Washington, in beiden Fällen wird eine Entwicklung weitergeführt, die vor vier Jahren am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) Wien begann. Da gelang es Madeline Lancaster und Jürgen Knoblich, aus induzierten pluripotenten Stammzellen – das sind Körperzellen, die man so verjüngt, dass aus ihnen alle erdenklichen Zelltypen werden können – Minigehirne zu ziehen, sie nannten sie Organoide. Die sind in Teilen so gebaut wie die großen Menschengehirne, sie haben etwa die sechs Zelllagen des Neokortex, in denen die höheren Fähigkeiten sitzen. Und an solchen Laborgewächsen könnte man viele Leiden der großen Gehirne studieren – wenn die Organoide nur nicht so klein wären, größer als Linsen werden sie nicht, vier Millimeter.

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