NASA schickt eine Sonde in die Sonnenatmosphäre

Die Sonde „Parker“: 700 Kilo schwer und etwa so groß wie ein Kleinwagen.
Die Sonde „Parker“: 700 Kilo schwer und etwa so groß wie ein Kleinwagen. (c) APA/AFP/NASA/BIL INGALLS
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Die US-Raumfahrtbehörde begann mit einer spektakulären Mission: Der Flugkörper „Parker Solar Probe“ soll der Sonne so nahe kommen wie noch keine Sonde zuvor. Die Hitze in der Gegend dürfte „Parker“ gut aushalten.

Cape Canaveral. Es ist dort extrem heiß. Der Rakete „Parker Solar Probe“ sollen die massiven Temperaturen jedoch nichts anhaben. Mit einem Tag Verspätung schickte die US-Raumfahrtbehörde NASA eine Sonde in das All, die erstmals die Sonnenatmosphäre durchfliegen soll. Eine kleine Unregelmäßigkeit während des Countdowns hatte die Forscher im Weltraumbahnhof Cape Canaveral davon abgehalten, die „Parker Solar Probe“ schon am Samstag von der Erde zu verabschieden.

Die Sonde soll nun die Sonne in großen elliptischen Bahnen umkreisen und dabei die äußere Schicht der Sonnenatmosphäre, die Korona, durchqueren. An ihrem geringsten Abstand werde sie eine Geschwindigkeit von 700.000 Kilometer pro Stunde erreichen. Ein kleiner Vergleich: Damit würde sie von Hamburg nach Berlin gut eine Sekunde benötigen. Geschützt ist die „Parker“-Sonde jedenfalls von einem fast zwölf Zentimeter dicken Karbonpanzer, damit sollte sie mehr Hitze und Strahlung aushalten als je ein Flugkörper zuvor. Soll heißen: 1370 Grad. „Parker“ soll sich dem Stern unseres Planetensystems bis auf rund 6,2 Millionen Kilometer nähern. Die früheren NASA-Sonden aus den 1970er-Jahren, „Helios 1“ und „Helios 2“, hielten noch einen Sicherheitsabstand von 45 Millionen Kilometern zur Sonne.

Die Atmosphäre ist dünn

„Parker“ hat insofern Großes vor, da der Flugkörper sich in einer Umgebung aufhalten wird, die viele Hunderttausend Grad hat. Warum schmilzt sie dennoch nicht? Neben dem Hitzeschild und anderer Raffinessen liege das vor allem an der dünnen Sonnenatmosphäre, hält die NASA fest: Die Temperatur ist ein Maß dafür, wie schnell sich Teilchen bewegen, die Hitze aber für die Energie, die diese zusammen übertragen. Da es im All sehr wenige Teilchen gibt, können sehr hohe Temperaturen herrschen, ohne ein Objekt sonderlich zu erhitzen. Also: Stecke man eine Hand in kochendes Wasser, so halte man das viel kürzer aus als mit einer Hand in einem 100 Grad heißen Ofen, erläuterte die NASA mit dem Verweis, dies bitte nicht daheim auszuprobieren.

Die Forscher versprechen sich von der bis 2025 angesetzten Mission Erkenntnisse darüber, warum die Korona um ein Vielfaches heißer ist als die Oberfläche der Sonne, und somit auch über die Funktionsweise von Sternen. Die Daten könnten zudem künftige Wettervorhersagen genauer machen. Da die Sonne unsere Quelle von Licht und Wärme ist, erhoffen sich die Forscher auch neues Wissen über die Evolution. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2018)

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