Älteste Heilige Österreichs unter Kärntner Kirche gefunden

Der Hemmaberg in Kärnten
Der Hemmaberg in KärntenArchäologisches Pilgermuseum
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Mit Hilfe von DNA-Analysen und Radiokarbon-Datierung konnte die Geschichte der Reliquie rekonstruiert werden.

Die Heiligenverehrung spielt im Christentum seit jeher eine zentrale Rolle. Wer etwa für seinen Glauben den Märtyrertod starb und auch sonst ein vorbildliches Leben führte, dem wurde um seine Gebeine nicht selten eine Kirche gebaut, in der man verehrt und angebetet werden konnte – aus manchen wurde sogar ein Wallfahrtsstätte für Pilger.

Ein solcher Ort war im sechsten Jahrhundert auch der Hemmaberg in den Kärntner Karawanken, nur knapp sieben Kilometer von der slowenischen Grenze entfernt. Hier standen einst zwei Kirchen, ein Baptisterium sowie zahlreiche Pilgerunterkünfte und andere Gebäude, deren Überreste noch heute von dem einst florierenden Wallfahrtsort mit intensiven Verbindungen nach Oberitalien zeugen.

Ursprung am Mittelmeer

Vor zwei Jahren fanden Archäologen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), geleitet von Sabine Ladstätter, unter dem Altar einer der beiden Kirchen menschliche Knochen in einer 29 Zentimeter breiten Steinkiste. Mit DNA-Analysen und C-14-Altersbestimmung konnten sie die Geschichte der Reliquie nachzeichnen, die sie nun veröffentlicht haben: Die Frau stammte demnach aus dem südöstlichen Mittelmeerraum, ist im Alter zwischen 35 und 50 Jahren verstorben und litt von Kindheit an unter Krankheiten.

Die Knochen der Heiligen vom Hemmaberg.
Die Knochen der Heiligen vom Hemmaberg.ÖAW/ÖAI/N. Gai

Überraschend war jedoch vor allem die Erkenntnis, dass die Heilige bereits im ersten oder zweiten Jahrhundert, in der Zeit der frühen Christenverfolgung, gelebt hatte – lang bevor man sie auf dem Hemmaberg verehrte. Das macht sie mit über 1800 Jahren zu der ältesten Heiligen, die bisher auf österreichischem Boden gefunden wurde. Für die Bioarchäologin Ladstätter ist die Reliquie ein wichtiger Beitrag, um mehr über die Ursprünge des Christentums in Zentraleuropa herauszufinden. (däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2018)

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