Österreich im Weltall: Wurzeln reichen bis ins 16. Jahrhundert

FRENCH GUIANA SPACE ARIANE LAUNCH
FRENCH GUIANA SPACE ARIANE LAUNCHEPA (Jm Guillon/handout)
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Ein Wiener Militärtechniker skizzierte bereits Mehrstufenraketen. Heutzutage ist Österreich ESA-Mitglied und aktiv an der Weltraumforschung beteiligt.

Auch wenn Österreich nicht als Raumfahrt-Nation par excellence gilt, kann das Land auf eine lange Erfahrung auf den Gebieten der Weltraum- und Raketenforschung zurückblicken, deren Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen.

1529 bis 1556: Der Wiener Militärtechniker Conrad Haas beschreibt in einem Buch die damals bekannten Einsatzgebiete der Raketentechnik (Feuerwerk und Waffen) und widmet sich Detailfragen des Raketenbaus, verschiedenen Raketentypen (u.a. eine Mehrstufenrakete) und Treibstoffgemischen (u.a. Flüssigtreibstoff).

7. August 1912: Der Physiker Viktor Franz Heß entdeckt bei Ballonaufstiegen die Kosmische Strahlung, die er noch Höhenstrahlung nennt. 1936 erhält er dafür den Physik-Nobelpreis.

1923: Der in Hermannstadt geborene Physiker Hermann Oberth, der als Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik gilt, veröffentlicht seine Dissertation "Die Rakete zu den Planetenräumen" als Buch. 1929 folgt das Werk "Die Wege zur Raumschiffahrt", in denen er fast jedes Raumfahrtkonzept beschreibt, das bis heute verwirklicht wurde.

1924: Der gebürtige Bozener Max Valier veröffentlicht das Buch "Der Vorstoß in den Weltenraum". Ab 1928 entwickelt er gemeinsam mit Fritz von Opel Raketenantriebe u.a. für Autos. Valier stirbt am 17. Mai 1930 durch die Explosion einer Brennkammer auf dem Prüfstand und gilt als erstes Opfer der Raumfahrt.

1926: Der Wiener Chemiker Franz von Hoefft und der Maschinenbauer Guido von Pirquet gründen 1926 die erste raumfahrtbezogene Gesellschaft in Westeuropa, die Wissenschaftliche Gesellschaft für Höhenforschung in Wien. Hoefft war Spezialist für Raketentreibstoffe und schlug ein Programm zur Raketenentwicklung vor. Pirquet veröffentlicht 1928 sein Buch "Die Möglichkeiten der Weltraumfahrt" und berechnet Antriebe einer Marsrakete sowie Flugbahnen zur Venus.

1931: Der in Oberösterreich geborene Techniker Friedrich Schmiedl startet seine "Versuchsrakete 7", die 102 Briefe aus Schöckl bei Graz in ein Dorf in fünf Kilometer Entfernung transportiert. Seine Idee war Raketenpost zwischen Gebirgsdörfern und den großen Hauptstädten der Welt. In Wien wird die Österreichische Gesellschaft für Raketentechnik gegründet.

1932: Der Ingenieur Eugen Sänger eröffnet an der Technischen Hochschule Wien einen Prüfstand für Raketentriebwerke. Seine Dissertation über "Raketenflugtechnik" wird 1929 abgelehnt, sein 1933 erschienenes Buch wird eines der Standardwerke der Raumfahrtliteratur.

1949: In Innsbruck wird die Österreichische Gesellschaft für Weltraumforschung gegründet.

1962: Der Nachrichtentechniker Willibald Riedler beginnt in Nordschweden an Forschungen zur Magnetosphärenphysik mit Hilfe von Ballons und später auch Höhenforschungsraketen. In den folgenden Jahrzehnten prägt Riedler, ab 1968 Professor an der TU Graz, die österreichischen Weltraumaktivitäten maßgeblich.

26. November 1969: Das erste in Österreich gebaute Weltraum-Messgerät wird an Bord einer Höhenforschungsrakete von Norwegen aus gestartet.

1970: Das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wird in Graz gegründet.

1972: Die Österreichische Gesellschaft für Weltraumfragen (Austrian Space Agency, ASA) wird gegründet.

1983: Das europäische Weltraumlabor Spacelab startet mit dem in Österreich entwickelten "Weltraumfenster" und drei österreichischen Experimenten.

1987: Österreich wird Vollmitglied der ESA.

2.-10. Oktober 1991: Im Rahmen des Projekts Austromir ist Franz Viehböck der erste Österreicher im Weltraum. An Bord der russischen Raumstation Mir führt er u.a. 15 österreichische Experimente durch.

90er Jahre bis heute: Die Zahl der Beteiligungen Österreichs an Raumfahrt-Missionen ist vor allem durch die ESA-Mitgliedschaft geradezu explodiert. An zahlreichen ESA-Missionen und -Satelliten waren und sind österreichische Instrumente und Software mit an Bord, bzw. waren heimische Wissenschafter an der Auswertung von Daten beteiligt. Beispielsweise leitete der Österreicher Rudolf Schmidt die mit starker österreichischer Beteiligung durchgeführte ESA-Mission "Mars Express", die Kometen-Mission "Rosetta" fliegt mit Instrumenten und Technologie "made in Austria", ebenso die Saturn-Sonde Cassini-Huygens. Österreichische Wissenschafter bzw. Unternehmen sind auch an kanadischen (Weltraumteleskop "Most") französischen ("Corot"), chinesischen ("Double Star") oder amerikanischen ("Deep Space 1" Sonden beteiligt oder führten Experimente an Bord des US-Space Shuttle durch. Nun soll mit dem nur sieben Kilo schweren Nano-Satelliten "TUG-Sat-1" und seinem baugleichen, von der Uni Wien georderten Zwilling der erste österreichische Satellit Mitte kommenden Jahres gestartet werden.

(APA)

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