Menschenverachtend? Kritik an Ethik-Preis für Peter Singer

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Umstrittene australische Moralphilosoph Peter Singer erhielt für seine „herausragenden Leistungen als Tierrechtler“ den Preis der deutschen Giordano-Bruno-Stiftung. Seine Thesen sind jedoch heftig umstritten.

Für seine „herausragenden Leistungen als Tierrechtler“ hat die deutsche Giordano-Bruno-Stiftung am Freitag den Moralphilosophen Peter Singer mit ihrem „Ethik-Preis“ ausgezeichnet. Diese Stiftung – benannt nach dem 1600 als Ketzer hingerichteten Dominikanermönch Giordano Bruno – nennt als ihr Ziel die „Förderung des Evolutionären Humanismus“, ihr Vorstandssprecher ist der Philosoph Michael Schmidt-Salomon, ein engagierter Atheist.
Peter Singer, geboren in Australien, derzeit Professor an der Princeton University, verficht den Utilitarismus in der Ethik, der den kategorischen Imperativ Kants durch einen anderen Imperativ ersetzt: Handle so, dass das größtmögliche Maß an Glück (und das geringste Maß an Unglück) entsteht! Das ist eine komplizierte Optimierungsaufgabe, denn Singer geht es immer um die Summe des Glücks resp. Unglücks.

Neugeborene sind keine Personen?

So will Singer menschliches Leben nicht per se als schützenswert definieren, für ihn fallen neugeborene Menschen nicht in die Kategorie „personales Leben“, sondern nur unter „bewusstes Leben“ – in die gleiche Kategorie wie Tiere. Menschenaffen allerdings will Singer schon als „personal“ sehen, er plädiert dafür, ihnen Grundrechte zuzusprechen. In seinem Buch „Leben und Tod“ hat Singer eine Alternative zu den Zehn Geboten präsentiert, sein erstes Gebot lautet: „Erkenne, dass der Wert menschlichen Lebens verschieden ist.“
Das heißt auch, dass die Tötung eines schwerbehinderten Menschen (mit sehr geringen Aussichten auf Glück) für Singer in manchen Fällen zu rechtfertigen ist. Etwa wenn man mit dem Geld, das für die Pflege eines schwerbehinderten Säuglings nötig ist, in anderen Weltgegenden das Leben vieler Kinder retten könne.
Singers Thesen sind heftig umstritten. „Peter Singer ist ein mitfühlender Mensch mit großen Zielen“, bescheinigte ihm am Freitag die FAZ, kritisiert aber die „Deklassierung“ von Menschen zu Nicht-Personen. Für den „konsequenten Humanismus“ der Bruno-Stiftung „bleiben Behinderung und Krankheit blinde Flecke“. Noch heftiger kritisiert etwa die „Aktion Leben“ die Preisvergabe an Singer: „Er verbreitet menschenverachtendes Gedankengut.“ Die Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt dürfe eine Ehrung Singers in ihren Räumen nicht zulassen. Schmidt-Salomon hält dagegen: Wohl habe Singer für Sterbehilfe votiert, seine Stiftung würde aber „niemals einen Mann auszeichnen, der auch nur im Entferntesten ,Hetze gegen Behinderte‘ betreibt“. tk

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