Wurde Olympia von einem Tsunami überschwemmt?

(c) ORF (Peter Praschag)
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Ein Geograf der Uni Mainz hat eine neue Hypothese zum Untergang der antiken Kultstätte in Griechenland.

Im Jahr 551 kam das Ende für Olympia, die Kultstätte des Zeus in Elis, in der die Spiele ausgetragen wurden. Der Ort geriet unter eine dicke Schlammschicht, erst 1766 wurde er wieder entdeckt, 1874 ausgegraben. Ursache war nach bisheriger Lesart ein Erdbeben in der Region, das den Fluss Kladeos über die Ufer treten und mit seinem Schlamm Olympia bedecken ließ. Aber der Kladeos war ein Bach. „Der kann das nicht verursacht haben“, erklärt der Geograf Andreas Vött (Uni Mainz). „Die Zusammensetzung und Mächtigkeit der Sedimente, die wir in Olympia gefunden haben, passen nicht zur Wasserführung des Kladeos.“

Deshalb vermutet der Forscher, dass das Wasser und der Schlamm nicht von oben im Fluss kamen, sondern von unten: Ein Tsunami sei an die Küste gerast, in die Mündung des Alpheios, in den der Kladeo mündet, eingedrungen, dann das Tal hinauf und über vorgelagerte Hügel in die Stadt geschwappt. Die lag auf immerhin 33 Metern Höhe über dem Meer, war aber damals näher am Meer, vermutlich in nur acht Kilometern Entfernung, heute sind es 22. Für die Hypothese sprechen die Charakteristika der Sedimente, sie sind auf den dem Meer zugewandten Hügelseiten identisch mit denen über Olympia. Zudem zeigen weitere Schichten, dass dieser Tsunami nicht der erste war, in den letzten 7.000 Jahren kamen mehrere (www.uni-mainz.de).

Tsunamis sind häufig in Westgriechenland; alle acht bis elf Jahre ereignet sich einer, schätzt Vött, der Paläotsunamis der der letzten 11.000 Jahre in der Region erkundet. Aber natürlich sind nicht alle so groß und zerstörerisch wie der letzte Riese, der 1908 nach einem Beben in der Straße von Messina kam und 100.000 Menschen das Leben kostete. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2011)

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