Menschen arbeiten lieber zusammen als Schimpansen

(c) EPA (Barbara Walton)
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Ein Experiment von Biologen um Daniel Haum mit Kindern und Affen unterstützt die Theorie, dass Menschen besonders fähig zur Kooperation sind. Verhaltensunterschiede beruhen auf "Unterschieden in der Motivation".

Was macht uns zu Menschen? Sprache und Kunst, Religion und Wissenschaft, gewiss. Aber auch eine besondere Fähigkeit zur Kooperation. Teilen wir diese mit unseren engsten tierischen Verwandten? Es sei „undenkbar, dass sich einander fremde Schimpansen ordentlich in eine Schlange stellen, um ein Flugzeug besteigen, oder sich im Restaurant einen Platz suchen, ohne dass es zu Tätlichkeiten kommt“, schreibt der Biologe und Ökonom Matt Ridley in seinem jüngst auf Deutsch (unter dem unglücklichen Titel „Wenn Ideen Sex haben) erschienenen Buch „The Rational Optimist“.

Eine Arbeit von Biologen um Daniel Haum (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig) scheint ihm recht zu geben. Sie ließen dreijährige Kinder und Schimpansen wählen: Ziehe ich allein an einem Seil, um eine Belohnung zu ergattern? Oder tue ich mich mit einem Partner zusammen? Die Kinder kooperierten in 78 Prozent der Situationen, die Schimpansen in 58 Prozent. Auch schienen sich die Kinder aktiv für die Zusammenarbeit zu entscheiden, während die Affen zufällig zwischen den Strategien wählten.

Und wie machen es die Bonobos?

Die Verhaltensunterschiede beruhen offenbar auf „ganz geringfügigen Unterschieden in der Motivation“, schreiben die Forscher. Und sie vermuten, dass unsere Ahnen bei der Nahrungssuche die Fähigkeit zur Kooperation entwickelt haben, die für unsere heutige, im höchsten Maß arbeitsteilige Zivilisation so wesentlich ist. Und sie nehmen sich ein weiteres Vergleichsexperiment vor: mit Bonobos, die mit uns genauso nahe verwandt sind wie Schimpansen, aber im sozialen Zusammenleben ähnlicher. tk

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2011)

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