Gefühle: Doch nicht überall gleich gezeigt?

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Symbolbild(c) REUTERS (YANNIS BEHRAKIS)
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Asiaten sehen Gesichtsausdrücke anders als Europäer, das spricht gegen Universalität der Emotion.

Freude, Überraschung, Furcht, Ekel, Zorn und Trauer. Diese sechs Gesichtsausdrücke sah Charles Darwin in den Gesichtern seiner Mitmenschen und natürlich auch im Spiegel. Waren sie Ausdrucksweise einer bestimmten Kultur oder tiefes biologisches Erbe? Das versuchte Darwin, in seiner umfangreichen Korrespondenz zu klären, er entschied sich dafür, dass es universelle Ausdrücke aller Menschen sind, also biologische Ursprünge hat. So publizierte er es 1872 – „The Expression of Emotions in Man And Animals“ –, und anders als seine Evolutionstheorie wurden die sechs Emotionen bzw. Gesichtsausdrücke rasch kodifiziert.

Aber vielleicht war Darwins Korrespondenz doch nicht umfangreich genug. Diesem Verdacht – dem der eurozentrischen Verengung – ging Rachael Jack nach, Psychologin der University of Glasgow. Sie bat 15 Kaukasier – so heißen Menschen mit weißer Hautfarbe in der Biologie – und 15 Chinesen ins Labor und spielte ihnen dort computergenerierte Gesichter vor – kaukasische und chinesische –, in denen alle möglichen Muskeln bewegt worden waren; es gab insgesamt 4800 Varianten. Die Testpersonen sollten die Emotionen zuordnen.

Gleich taten sie das nur bei Freude und Trauer. Bei den anderen Emotionen grenzten nur die Kaukasier scharf ab, bei den Chinesen waren die Übergänge fließend. Zudem hatten sie einen anderen Blick, sie konzentrierten sich auf die Augen – deren Muskeln sind schwerer beherrschbar –, die Kaukasier auf den Mund (Pnas, 16. 4.). Die Forscherin sieht damit Darwins Postulat widerlegt und vermutet, dass bei Asiaten noch ganz andere Emotionen wichtig sind, Scham, Stolz und Schuld. Allerdings weisen andere Forscher darauf hin, dass die nur 30 Testpersonen so weitreichende Schlüsse kaum decken.  jl

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