Prothesen: Noch individueller angepasst

CD-Labor an der Med-Uni Wien verbessert Bionik-Prothesen.

Wer Otto Bock sagt, wird oft korrigiert auf „Ute Bock“ – doch der deutsche Prothesenhersteller hat mit der Flüchtlingshelferin nichts gemein. Außer, dass sie problemgeschüttelten Menschen das Leben erleichtern wollen. Bekannt wurde die Firma Otto Bock durch das C-Leg, bei dem die Gelenke der Beinprothese in Echtzeit auf Belastungen der Benutzer (bereits 40.000 weltweit) reagieren. Und durch Armprothesen, die durch Gedanken gesteuert werden. Erster Patient war der junge Steirer Christian Kandlbauer, der bei einem Stromunfall beide Arme verloren hatte. In Wien wurde Kandlbauer eine Bionik-Prothese für die linke Hand angepasst: Der Chirurg war Oskar Aszmann von der Klinischen Abteilung für Plastische Chirurgie der Med-Uni Wien.

Kandlbauer ist 2010 leider bei einem Autounfall verstorben, die Prothese erhielten inzwischen auch ein britischer Afghanistan-Soldat und Patrick Mayrhofer, dessen bionische Handprothese es weltweit in die Medien schaffte.

Denkende Muskeln. Seit heuer wird die Forschung auf dem Gebiet in Österreich stark gefördert: Chirurg Aszmann leitet nun das Christian-Doppler-Labor für Wiederherstellung von Extremitätenfunktionen an der Med-Uni Wien, Industriepartner ist freilich Otto Bock. Auch der Prothesenbenutzer Mayrhofer ist in die Forschungen eingebunden. Diese Woche wurde das Labor feierlich eröffnet.

Erste Herausforderung ist es, die Steuerung der Prothesen näher an die Gliedmaßen zu bringen. Während bisher die Steuerungselektroden von Nervenimpulsen aus dem Gehirn versorgt wurden, sollen nun die Muskelzuckungen nahe der verlorenen Extremität die Prothese steuern. Eine Software erkennt die Bewegungsmuster auf der Haut, sobald der Patient Bewegungen mit der nicht mehr vorhandenen Gliedmaße durchführen will, und setzt diese in die gewünschte Bewegung der Prothese um. Derzeit ist das System im experimentellen Einsatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2012)

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