Arme Mütter bevorzugen Töchter

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In Nordkenya ist der Fettgehalt der Muttermilch vom Geschlecht der Kinder abhängig.

Frauen im Norden Kenyas, die wenig Land und Vieh besitzen, geben ihren Töchtern fettere Milch als ihren Söhnen. Umgekehrt bevorzugen reiche Frauen die Söhne. Das berichten US-Anthropologen um Masako Fujita im American Journal of Physical Anthropology, sie haben ein Sample von 83 Frauen untersucht.

Diese aktive Geschlechterdiskriminierung passt den Biologen gut ins Konzept: Denn in den untersuchten Dörfern entscheidet – wie in vielen Gesellschaften – der Besitz eines Mannes über seine Heiratschancen, während die Mädchen auch einen Mann bekommen, wenn sie nicht wohlhabend sind, zumal Polygamie herrscht, also so ziemlich jede Frau geheiratet wird, nicht aber jeder Mann. Damit ist es im Sinne des Fortpflanzungserfolgs einer armen Frau, wenn sie eher in Töchter investiert als in Söhne, die ihr mit großer Wahrscheinlichkeit gar keine Enkel bringen.

Ähnlich erklären sich die Biologen z.B. auch, warum mächtige und reiche Männer (wie etwa US-Präsidenten) im Durchschnitt mehr Söhne zeugen, und warum in schlechten Zeiten mehr Mädchen zur Welt kommen. Solche Unterschiede kennt man von vielen Tieren: Eine Tochter ist sozusagen eine sicherere Investition, Söhne sind eher ein Risiko. Sie können sehr viele Kinder zeugen, aber eben auch gar keine. tk

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2012)

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