Folgen von Schwangerschaftsdiabetes

Yvonne Winhofer untersuchte, ob eine zweite Schwangerschaft mit Diagnose Schwangerschafts- diabetes das Typ-II-Diabetes-Risiko der Frauen noch weiter erhöht.

Frauen mit Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes (GD) erkranken später deutlich öfter an „echtem“ Diabetes als gesunde: Etwa die Hälfte entwickelt innerhalb von fünf Jahren eine Zuckerkrankheit. Ungeklärt war bisher, ob eine neuerliche Schwangerschaft mit gleicher Diagnose das Risiko weiter erhöht. Yvonne Winhofer begleitete für ihre Dissertation an der Med-Uni Wien (Betreuerin: Alexandra Kautzky-Willer) 120 Frauen mit und 40 ohne GD über fünf Jahre und fand: Ein neuerlicher GD erhöht das Risiko nicht.

Das Problem ist nicht die Schwangerschaft selbst: Gestationsdiabetes ist nicht Auslöser einer späteren Erkrankung, sondern vielmehr ein Hinweis auf eine generell erhöhte Diabetesneigung, die durch Gewichtszunahme und Bewegungsmangel – „leider immer dieselbe Leier!“ – befördert wird. Daher ist es für die Betroffenen besonders wichtig, viel Bewegung zu machen, am besten Sport, während der Schwangerschaft nicht stark zuzunehmen und nach der Geburt bald wieder das Ausgangsgewicht zu erreichen. „Das ist eine zentrale Botschaft: Selbst wer nur wenig zugenommen hat, sollte die Pfunde wieder loswerden, sonst ist das Diabetesrisiko schon erhöht.“ Zum Glück sind Schwangere hoch motiviert, da es um ihr Baby geht, und befolgen Diätprogramme, die sie nach der Diagnose bekommen. „Im Durchschnitt halten sie ihr Gewicht viel besser als gesunde Schwangere.“

Das GD-Screening sei für die Frauen ein Glück: Ihre Veranlagung wird früh genug entdeckt, um gegenzusteuern. Denn auch wenn er schleichend alle Organe schädigt, tut hoher Blutzucker nicht weh, weshalb Typ-II-Diabetes meist fünf bis sieben Jahre zu spät entdeckt wird, oft erst infolge eines anderen Ereignisses wie Herzinfarkt. Tatsächlich zeigten Analysen sogar bei Frauen, die fünf Jahre nach GD als gesund galten, typische Zeichen einer Stoffwechselstörung: Ihr Körper kann Insulin nicht so gut verarbeiten, die Neigung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist erhöht. „Hier kann leider nie Entwarnung gegeben werden: Ihr Risiko verschwindet nicht.“ Durch Anpassung des Lebensstils kann der Ausbruch des Diabetes um Jahre bis Jahrzehnte verzögert werden bzw. verläuft weniger problematisch – ein Zeitvorsprung, den Personen ohne Screening meist nicht haben. Winhofer untersucht derzeit, ob auch bei Männern mit gleichem Alter und Lebensstil jene mit erhöhtem Risiko frühzeitig herausgefiltert werden könnten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2013)

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