Wie grün wird es im Marchfeld grünen?

Franziska Strauss kombinierte verschiedene Modelle, um mögliche Folgen des Klimawandels auf die Pflanzenproduktion im Marchfeld zu simulieren.

Wetterunsicherheit war schon immer ein Produktionsrisiko in der Landwirtschaft. Seit einigen Jahren bemerken Bauern im Marchfeld, dass es trockener wird und wichtige Ackerkulturen wie die Sommergerste nicht mehr so wirtschaftlich sind.

Um die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf Ernteerträge, Wirtschaftlichkeit verschiedener Ackerpflanzen und Umwelt abzuschätzen, entwickelte Franziska Strauss einen Modellverbund: eine Kombination aus einem Klimamodell, einem biophysikalischen Prozessmodell und ökonomischen Modellen (Boku, Betreuer: Erwin Schmid).

Das Klimamodell ist mit einer räumlichen Auflösung von einem Kilometer besonders genau (bisher waren zehn Kilometer üblich). „Die Klimaszenarien fließen zusammen mit Daten zu Böden, Topografie und Bewirtschaftung, also Fruchtfolgen, Düngung, Beregnung und Bodenbearbeitung in das biophysikalische Prozessmodell ein“, erläutert die Klimatologin. Damit wird berechnet, wie Klimawandel und Bewirtschaftung die Umwelt beeinflussen. Um die wirtschaftlichen Auswirkungen darzustellen, unterzog Strauss die Ergebnisse zudem ökonomischen Analysen.

Wird im Modellverbund nur an den Klimaschrauben gedreht (Temperatur, Niederschlag, Feuchte, Sonneneinstrahlung, Wind), während die anderen Daten gleich bleiben, lassen sich die Effekte des Klimawandels isoliert betrachten. „Temperaturänderungen haben den stärksten Einfluss auf die Pflanzenproduktion“, berichtet Strauss– selbst bei gleichbleibendem durchschnittlichen Jahresniederschlag, was für die nächsten 20 bis 30 Jahre realistisch sei. Mehr Wärme führt demnach über mehr Verdunstung zu Ertragsrückgängen.

Wichtig: Hier geht es um Klimaszenarien, nicht um Prognosen – das wird oft falsch verstanden. „Vor allem Niederschlag ist ein komplexer Parameter“, so Strauss. „Wir haben auf Basis der letzten Jahrzehnte Annahmen für die nächsten 30 Jahre getroffen. Aber es kann auch anders kommen.“ Umso wichtiger sei es, unterschiedliche Verläufe zu analysieren, um die Bandbreite möglicher Folgen aufzuzeigen.

Doch wenn es keine Vorhersagen für die Marchfeld-Bauern gibt, was bringt dann das Modell? „Wir konnten ihre bisherigen Beobachtungen bestätigen.“ Für die Sommergerste sieht es also nun auch aus wissenschaftlicher Sicht wohl eher schlecht aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2013)

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