Ob Quercus der Dürre widersteht

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Andreas Homolka suchte im Erbgut von Eichen nach Dürreresistenz-Genen und fand einige vielversprechende Kandidaten.

Eichenholz ist hart und haltbar und darum wertvoll für Weinfass- bis Möbelbau. Das weiß auch die Forstwirtschaft, die gern Eichen (Quercus) zieht – doch nicht jede Eichenart kommt mit Trockenheit gleich gut zurecht. Angesichts des Klimawandels muss sie künftig auf die „richtigen“ Arten setzen, um in den nächsten Jahrzehnten nicht vor kahlen Hügeln zu stehen.

Andreas Homolka durchsuchte die Gene von 336 österreichischen Trauben- und Stieleichen, erfasst in einer Datenbank am AIT. „Wichtig war, dass wir für diese Bäume genaue Informationen zu Standort, Höhenlage, Niederschlag und Temperatur über 30 Jahre hinweg hatten“, erzählt der Genetiker. In einem Vorversuch hatte eine Kollegin Klone der Bäume im Glashaus gezogen und teilweise Trockenstress ausgesetzt, während ihre glücklicheren Geschwister ausreichend Wasser bekamen. Zehn Gene, die durch dieses Verfahren aktiviert oder deaktiviert wurden, bildeten die Basis von Homolkas Arbeit (Boku Wien, Betreuerin: Margit Laimer da Camara Machado).

Es zeigte sich, dass Eichen als Art eine sehr große genetische Vielfalt haben und damit z.B. Nadelbäumen wie Kiefern und Fichten überlegen sind: Sie können sich besser an die jeweiligen Verhältnisse anpassen, was ihre weite Verbreitung in allen Klimazonen Europas erklärt. Von den heimischen Arten kann die Traubeneiche besser mit Trockenheit umgehen, während Stieleichen unter Dürre leiden. So könnte ein großes Eichensterben vor etwa 60 Jahren auf zu wenig Wasser zurückzuführen sein.

In einem Traubeneichen-Gen fand Homolka eine veränderte Aminosäure. Das Lipid Transfer Protein (LTP) ist dafür verantwortlich, dass Fette an die Blattoberfläche transportiert werden, wo sie eine Wachsschicht bilden, die dem Blatt hilft, weniger Wasser zu verlieren. „Wir vermuten, dass diese kleine Änderung die Eigenschaft der Pflanze grundsätzlich verändert und sie so trockenresistenter macht“, so Homolka – das Erbgut der beiden Arten ist ansonsten fast identisch.

Folgeuntersuchungen müssen nun zeigen, ob LTP oder andere gefundene Marker tatsächlich widerstandsfähiger machen. „Das könnte man an anderen Eichenarten beispielsweise in Griechenland oder der Türkei überprüfen“, sagt Homolka. Sind die bestimmenden Faktoren gefunden, so die Hoffnung, könnten Forstleute künftig gezielter jene Bäume wählen, die für einen Standort am besten geeignet sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.