Brennen für die Schule

Christina Mogguntersuchte die Arbeitszufriedenheit von Lehrkräften und fand heraus, welche Faktoren am ehesten ein Burn-out begünstigen.

Wer sich heute für den Lehrberuf entscheidet, ist Druck von vielen Seiten ausgesetzt. In den Klassenzimmern herrschen zum Teil schwierige Verhältnisse, die Anforderungen der Gesellschaft an die Institution Schule steigen – auch die Kritik am Lehrpersonal –, während sich die strukturellen Rahmenbedingungen kaum bessern. So beklagt ein Gutteil der Lehrer, bis heute nur einen kleinen oder nicht adäquat ausgestatteten Arbeitsplatz in der Schule zu haben. „Viele hätten kein Problem damit, länger in der Schule zu arbeiten“, berichtet Christina Mogg von Interviews über die Arbeitszufriedenheit an allen Arten von (Wiener) Schulen. Aber wo sollen sie sitzen, ohne eigenen Platz?

Auch andere die Lehrer belastende Punkte gehen auf eine zu geringe finanzielle Ausstattung zurück, etwa zu große Klassen oder fehlende Förderstunden, besonders von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. „Manche landen in Sonderschulen, weil sie nicht gut genug Deutsch sprechen“, wurde Mogg erzählt.

Die Soziologin analysierte in ihrer Dissertation (Uni Wien, Betreuerin: Hildegard Weiss) zudem einen Datensatz des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Medizin- und Gesundheitssoziologie (HBSC) mit Befragungsdaten von mehr als 3700 österreichischen Lehrerinnen und Lehrern: Wer ist an welcher Art von Schule zufriedener, wer eher Burn-out-gefährdet? Moggs These: Strukturelle Bedingungen – dazu zählen auch die soziale Unterstützung durch das Direktorium und andere Lehrkräfte an der Schule oder das Verhalten und die soziale Herkunft der Schüler – würden die Entstehung von Burn-out ebenso beeinflussen wie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, „zum Beispiel das Gefühl der Selbstwirksamkeit oder die Fähigkeit, sich abzugrenzen“, so Mogg. Die Analyse zeigte dann aber, dass die Persönlichkeit doch bei Weitem den größeren Effekt hat: Wer sich nicht gut vom Geschehen oder von Meinungen in und außerhalb der Klasse abgrenzen kann, wird auch bei bester Ausstattung nicht glücklicher.

Von Eignungstests hält Mogg dennoch wenig. „Es ist schwierig, so früh zu entscheiden, ob jemand geeignet ist für das Lehramt.“ Sinnvoller seien Persönlichkeitsbildung und -stärkung während der Ausbildung sowie durch laufende fachliche und psychologische Begleitung an den Schulen. Zusammen mit Maßnahmen zur Entlastung etwa in Klassen mit hohem Migrationsanteil oder sehr vielen Kindern, könne Persönlichkeitsdefizite ausgleichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2013)

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