Finanztransaktionssteuer ja oder nein?

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Daniel Kleinlercher suchte nach Bedingungen, unter denen auch eine nicht weltweite Einführung der politisch umstrittenen FTS gelingen kann.

Bis heute gibt es keinen Konsens darüber, ob die Einführung einer minimalen Umsatzsteuer auf Finanzmarktgeschäfte – bekannt als Finanztransaktionssteuer (FTS) – der Wirtschaft eher helfen oder eher schaden würde. „Es gibt historisch keine Vorbilder zur Orientierung, was eine Abschätzung der Folgen schwierig macht“, so Daniel Kleinlercher. Um sich der komplexen Marktrealität mittels einfacher ökonomischer Experimente zu nähern, ließ der Ökonom am Institut für Banken und Finanzen der Uni Innsbruck mehr als tausend Studierende auf zwei virtuellen Finanzmärkten gegeneinander spekulieren (Begutachter: Michael Kirchler). Die Spieler hatten Aussicht auf einen realen Verdienst.

Kleinlercher ermittelte Händlerverhalten, Handelsvolumen, Markteffizienz, Steueraufkommen und Preisstabilität der jeweiligen Märkte unter verschiedenen Bedingungen: ohne Steuer, mit Steuer auf einem oder einer auf beiden Märkten (was einer weltweiten FTS gleichkommt). In weiteren Experimenten wurden die Märkte zusätzlich von außen beeinflusst, etwa durch unterschiedlich hohe Steuersätze, Händler mit unterschiedlichen Besteuerungsprinzipien oder Liquiditätsbeschränkungen.

Am besten funktionierte eine weltweite Einführung – „ohne negative Auswirkungen und mit hohem Steueraufkommen!“ –, im Gegensatz zu einer nur teilweisen Einführung: „Solange Marktteilnehmer ohne große Hürden auf Märkte ohne FTS abwandern können, ist es wahrscheinlicher, dass die Märkte durch das sinkende Handelsvolumen austrocknen und es mehr Preisschwankungen gibt“, so Kleinlercher.

Schlüsselkomponente sei dabei stets die Liquidität, das „Schmieröl“ der Finanzmärkte. „Gelingt es, die Steuer einzuführen, ohne dass die Liquidität sinkt, gibt es keine Probleme bei gleichzeitig sehr hohen Steuereinnahmen, die ja das sind, was sich alle wünschen.“ Und hierauf hätten Staaten durch gesetzliche Regelungen großen Einfluss: So könnten spezielle Institutionen mit steten Kauf- und Verkaufangeboten dafür sorgen, dass der Markt liquide bleibt – sogenannte Market Maker.

Ebenso sinnvoll seien Maßnahmen wie das Stopfen von Steuerschlupflöchern oder Regelungen gegen das Abwandern von Unternehmen. „Gestaltet die Politik die Einführung nach solchen Prinzipien, kann auch eine nicht weltweite Steuer erfolgreich sein“, ist Kleinlercher überzeugt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2014)

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