Es gibt viel mehr als Machu Picchu

PERU PEOPLE TOURISM SUSAN SARANDON
PERU PEOPLE TOURISM SUSAN SARANDON(c) EPA
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Marco Pointecker hat die Inkastraßen der Anden erforscht und schlägt vor, sie über sanften Tourismus aus der Vergessenheit zu holen und vor Zerstörung schützen.

Wie konnte die größte bauliche Meisterleistung der Südhalbkugel in Vergessenheit geraten? Das fragte Marco Pointecker, als er in Peru auf Reste der Inkastraßen stieß. Ihr 48 Kilometer langer Abschnitt von Cusco nach Machu Picchu wird von Touristen gestürmt. Doch die Inkastraßen umfassten zwischen 1430 und 1530 zirka 55.000 Kilometer in den Anden, davon ist nur ein Viertel erhalten. „Ich wollte Informationen über die Straßen finden, doch es gab nichts. Nicht einmal bei Institutionen der Andenländer Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Argentinien und Chile, obwohl die Inkastraßen 2014 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt werden“, so Pointecker. Also packte er 2007 den Rucksack und flog für die Dissertation (Uni Salzburg, Kommunikationswissenschaft, Betreuer Kurt Luger) nach Lima.

„Ich hatte Glück, im peruanischen Kulturministerium die Leiterin eines Forschungsprojekts über die Inkastraßen kennen zu lernen.“ Pointecker erwanderte nicht nur den berühmten Inka-Trail bei Machu Picchu, sondern auch entlegenste Straßenteile in ärmlichen Bergregionen. „Ich führte die erste Tourismusstudie am Inka-Trail durch und fand, dass der Großteil der jungen Wanderer keine Ahnung von den restlichen Inkastraßen hat, aber Interesse zeigt, diese kennen zu lernen.“ Nach dem Prinzip „Schützen und nützen“ sieht Pointecker für die Andenländer die Möglichkeit, die Bevölkerung für dieses Kulturgut zu interessieren und über sanften Tourismus zu erhalten. „Früher hatten die bis zu 16 Meter breiten, gepflasterten Straßen militärische Bedeutung, von Cusco aus führte das Straßennetz in alle Provinzen des Inkareiches, die Hauptstraße verband Norden und Süden, die Seitenstraßen verbanden die Küste mit dem Amazonas, sodass in allen Klimazonen Handel stattfinden und Botenläufer Nachrichten verbreiten konnten, sowie Heiligtümer schnell erreichbar waren.“

Heute verwittern die Straßen oder werden als Trassen für moderne Straßen zerstört. „Die Menschen in Perus Bergen wissen nicht, dass Leute in ihrer Freizeit reisen: Wenn man sie für Tourismus und die Inwertsetzung ihrer Landschaft sensibilisiert, könnte nicht nur der Massentourismus von Machu Picchu nachhaltiger verteilt werden, sondern auch ärmste Regionen neuen Aufschwung bekommen.“ Nun sucht Pointecker, dessen Arbeit im LIT-Verlag erscheinen soll, nach Unterstützern für ein weiteres Buchprojekt über die faszinierenden Inkastraßen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2014)

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