Vom Ozon in hohen Höhen

Michael Fitzka erforschte Veränderungen bei UV-Strahlung und stratosphärischem Ozon in Österreich. Und kam dabei zu überraschenden Erkenntnissen.

Auf dem Hohen Sonnblick auf 3106 Metern betreibt die Wiener Boku eine Wetterstation. Dort werden seit 20 Jahren die Ozonwerte hoch gelegener Luftschichten und die UV-Strahlung am Boden aufgezeichnet – Daten, die Michael Fitzka für seine Dissertation am Institut für Meteorologie (Boku Wien, Betreuerin: Helga Kromp-Kolb) auswertete.

„Mich hat zum einen interessiert, wie sich die Ozonkonzentration in der Stratosphäre, also ab etwa 20 Kilometern Höhe, verändert hat“, erzählt der Meteorologe. Meist werden die Ozonwerte der gesamten Luftsäule gemessen. Fitzka entschied sich für ein selteneres Verfahren: die verschiedenen Höhen gesondert zu betrachten, um herauszufinden, welche Mechanismen für Veränderungen verantwortlich sind.

Gemeinhin wird angenommen – und als größter Erfolg globaler Umweltschutzbemühungen gefeiert –, dass sich das Verbot von Fluorkohlenwasserstoffen positiv auf die Ozonschicht ausgewirkt hat. Fitzka bestätigt, dass „kein weiterer Abbau zu beobachten ist“, für die Zunahme der Gesamtozonkonzentration reiche das FCKW-Verbot als Erklärung aber nicht aus. „Gerade in der oberen Stratosphäre, wo die chemische Zerstörung durch FCKW und die Ersatzstoffe wirksam war, ist zwar kein Abbau mehr, aber auch keine Zunahme zu sehen. Die Erholung der Ozonschicht hat andere Ursachen.“

Fitzka fand sie in der „atmosphärischen Dynamik“ – dem Wetter. „Veränderte Zirkulationsmuster transportieren heute mehr Ozon aus der tropischen Stratosphäre, wo es ausschließlich gebildet wird, zu uns als vor 20 Jahren.“ Ob dieser Trend mit dem Klimawandel zusammenhängt oder auf natürlichen langfristigen Schwankungen beruht, werde gerade beforscht. „Die Ergebnisse zeigen aber, wie wichtig und wenig verstanden die großräumigen Transportprozesse in der Atmosphäre sind. Ändert sich etwas in den Zirkulationsmustern, was durch den Klimawandel mit großer Sicherheit geschieht, hat das auch Einfluss auf die Ozonkonzentration in unseren Breiten.“

Weiters untersuchte Fitzka die UV-Intensität am Boden. „Hier wäre zu erwarten, dass sie abnimmt, wenn die Ozonkonzentration in der Atmosphäre steigt.“ Jedoch: „Sie hat stark zugenommen: innerhalb von zehn Jahren um bis zu zehn Prozent.“ Weiterführende Analysen zeigten, dass in Österreich die Wolkenbedeckung und die Lufttrübung tendenziell abnehmen. Dadurch erreicht mehr UV-Strahlung den Boden – ganz unabhängig vom Ozonloch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2014)

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