Gesundes Wohnen besser planen

Veronika Huemer-Kals
Veronika Huemer-Kals(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Mathematikerin Veronika Huemer-Kals entwickelte eine Software, die bei der Planung von Häusern ökologische Auswirkungen sichtbar macht.

Wer ein Haus bauen will, muss vieles beachten. Die einen schauen eher auf die Kosten, die bei Errichtung und Erhaltung entstehen. Die anderen haben die Umwelt im Blick und wollen die ökologischen Auswirkungen des Hausbaus abschätzen. Veronika Huemer-Kals hat ein Tool mitentwickelt, das beide Perspektiven gleichzeitig und gleichwertig berechnet.

Sie forscht am IBO, dem Österreichischen Institut für Baubiologie und -ökologie in Wien Alsergrund, einem Mitglied des Dachverbandes Austrian Cooperative Research, ACR. „Dieses Computerwerkzeug ist das erste, das die Umweltwirkungen und die gesamten Kosten eines Gebäudes gemeinsam berechnet – und das für den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes“, so Huemer-Kals. „Das Planungstool ist einfach zu bedienen, auf Excel-Basis, sodass es jeder ohne Schwierigkeiten nutzen kann.“ Die Entwicklung des Tools „Lekoecos“ für Bauträger und Planer wurde vom Technologieministerium im Programm „Haus der Zukunft Plus“ gefördert und kann auf der Homepage www.hausderzukunft.atfrei heruntergeladen werden. Bisher wurde es schon bei der Bewertung von Schulen, Kindergärten und Bürogebäuden genutzt.

Energieeffizienz von neuen Siedlungen

In einem weiteren Forschungsprojekt, an dem Veronika Huemer-Kals beteiligt ist, wollen die Forscher die Energieeffizienz von neu gebauten Siedlungen berechnen: „Heroes“ steht für „Häuser für Energie und ressourceneffiziente Siedlungen“ und wird vom Technologieministerium im FFG-Programm „Stadt der Zukunft“ gefördert.

„Bisher wird bei Energiebilanzen von Gebäuden vor allem die Betriebsenergie berechnet, also alles, was während der Nutzung des Gebäudes an Energie verbraucht wird“, sagt Huemer-Kals. Was dabei fehlt, ist die Energie, die bereits bei der Herstellung der Bauprodukte aufgewendet wurde. Das Team am IBO entwickelt ein Berechnungstool, das die Betriebsenergie gemeinsam mit der Energiebilanz der Bauprodukte schnell abschätzbar macht. „Das Tool wird auf der Webplattform baubook.at zugänglich sein“, sagt die Forscherin. Auf baubook.at können Hersteller ihre Produkte veröffentlichen und nachweisen, welche Kriterien diese erfüllen oder wie viel CO2-Emissionen bei der Herstellung der Produkte entstanden sind. Baubook,at ist damit eine Drehscheibe für energieeffizientes und ökologisches Bauen, die gesundes Wohnen leichter umsetzbar macht.

Um die ökologische Wirkung von Gebäuden ging es auch in dem Projekt „Eco 2 Soft“: Im Werkzeugbereich von baubook.at können Bauträger und Hausplaner ihre Daten eingeben, um vorab zu berechnen, welche „ökologische Wirkung“ zu erwarten ist. Einzugeben sind Informationen zur Dicke der Bauteilschichten und zu den Baumaterialien. Die Software berechnet dann die CO2-Emissionen, die bei der Herstellung der Materialien aufgewendet wurden, den Anteil an nicht erneuerbarer Energie, der darin steckt, und das „Versauerungspotenzial“, also wie viele Schwefeldioxidäquivalente bei der Herstellung ausgestoßen wurden – Stichwort „saurer Regen“. „Das sind die Hauptindikatoren für ökologisches Bauen“, so Huemer-Kals.

Sie selbst hat Mathematik an der Uni Wien studiert und schon während des Studiums am IBO gearbeitet, allerdings in der Verwaltung. Nach dem Abschluss wechselte sie in die Forschung. „Die reine Mathematik geht mir manchmal ab, doch dazu müsste man an der Uni bleiben“, sagt sie. Jetzt schätzt sie es, wenn ihr mathematisches Wissen in die Entwicklung spannender Computerwerkzeuge einfließen kann. Etwa auch in das laufende „Haus der Zukunft Plus“-Projekt „Monitor Plus“, das die im FFG-Programm geförderten Gebäude evaluiert: Energieverbrauch und Raumluft werden gemessen, um den Wohlfühlfaktor der innovativen Häuser zu bewerten.

ZUR PERSON

Veronika Huemer-Kals wurde 1982 in Steyr in Oberösterreich geboren, kam 2001 nach Wien und arbeitete hier unter anderem am Leopold-Museum. An der Uni Wien begann sie 2004 das Mathematikstudium und forscht seit 2013 am IBO, dem Österreichischen Institut für Baubiologie und -ökologie. Privat begeistert sie sich für Kunst und Musik, spielt Oboe und lernt gern Sprachen wie Spanisch, Italienisch und Französisch.

Alle Beiträge unter:diepresse.com/jungeforschung

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)

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