Rostfreie Brücke, rissfreier Belag

Johannes Berger zeigte, dass unkonventioneller Betonbrücken tragfähig sind und dass das Material wenig korrodiert. Eine haltbare Brücke wurde in Salzburg bereits errichtet.

Dass im Team von Johann Kollegger ungewöhnliche Brückenbauten in Mode sind, wissen „Presse“-Leser: Der TU-Wien-Professor, der für neuartige Klappbrücken bekannt wurde, war als „Österreicher des Jahres 2011“ in der Kategorie „Forschung“ nominiert. Johannes Berger hat am Institut für Tragkonstruktionen bei Kollegger seine Dissertation verfasst: „Schon als ich den Versuchskörper für diese Brücke geplant habe, sagten alle: ,Das wird nicht funktionieren!‘“ Keiner konnte sich vorstellen, dass man Betonbrücken ohne konventionell abgedichtete Stahlbewehrung errichten kann.

Bisher wurde Stahlbewehrung zur Verbesserung der Tragfähigkeit in den Beton eingelassen: Da Stahl aber anfällig ist für Korrosion, also Rost, muss diese Bewehrung abgedichtet werden. Aber trotzdem gelangt oft Wasser hinein, hohe Reparaturkosten sind die Folge – genauso wie Staus während der Sanierungsarbeiten. Außerdem wird der Fahrbahnbelag bisher auf zahlreiche Schichten aufgebracht: Zwischen jede Schicht kann Wasser eindringen und bei Frost zu Rissen führen. „Wir wollen nun Betonbrücken bauen, die länger halten“, so Berger: „Statt der Stahlbewehrung verwenden wir vorgespannte Stahlseile, die im Beton als Spannglieder in Kunststoffröhren geführt werden. So ist das Tragwerk gegen Korrosion geschützt.“ Außerdem konnte ein Fahrbahnbelag entwickelt werden, der direkt auf den Baubeton aufgebracht wird: ohne merkbare Trennschicht – also sicher gegen das Eindringen von Wasser. Der Großversuch, der inzwischen bewiesen hat, dass diese innovative Bauweise funktioniert, war auf Österreichs größter Baustelle angesiedelt: auf dem Areal des künftigen Hauptbahnhofes beim Südtiroler Platz in Wien. „Der Versuchsaufbau wog etwa 40 Tonnen. Die ÖBB stellten uns 30 Meter lange Stahlträger zur Verfügung, so konnten wir 130 Tonnen Belastung auf den Versuchskörper aufbringen.“ Als sich gezeigt hat, dass vorgespannte Betonbrücken ohne Stahlbewehrung tatsächlich tragfähig sind und das Material auch nach millionenfacher Beanspruchung nicht ermüdet, wurde die neue Technik gleich angewendet: Berger war zeitgleich zur Dissertation Projektleiter beim Bau der Egg-Graben-Brücke im Großarltal in Salzburg: „Die 50 Meter lange Brücke ist bereits fertiggestellt, hübsch anzusehen und wurde dem Verkehr übergeben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2012)

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