Forschungspolitik

Die Forschungspolitik hat auch in der Endphase des Wahlkampfes keine Rolle gespielt. Die Forschungs-Community hat indes Forderungen für den "Montag danach" formuliert.

Nachdem vor drei Wochen an dieser Stelle beklagt wurde, dass die Forschungspolitik im Wahlkampf keine Rolle spiele, kam aus der Forscher-Community viel (bedauernde) Zustimmung zu dieser Feststellung. Nur ein Thema war kurz einmal aufgeploppt: nämlich welche bzw. wie viele Ministerien für den Bereich zuständig sein sollten. Aber auch das war in kürzester Zeit von Steuern, Pensionen, „Kanzlerduell“ etc. wieder zugedeckt. Daran konnten auch die während des Wahlkampfs präsentierten spannenden Vorhaben – etwa dass Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium rund 20 Mio. Euro in die Hand nehmen wollen, um Wissenstransferzentren an Hochschulen auszubauen – nichts ändern. Sei es, weil ohnehin alle Parteien die Bedeutung von Forschung betonen, oder sei es, weil sich das Thema einfach nicht zum Polarisieren eignet.

Wie dem auch sei: In der Community wird nachgedacht, was nach dem Wahlsonntag geschehen soll. Einig ist man sich, dass die Forschungsmittel aufgestockt werden müssten – andernfalls wird man das Regierungsziel einer Forschungsquote von 3,76 Prozent 2020 nicht erreichen. Seit 2008 stagniert die Forschungsquote bei rund 2,8 Prozent (nach einer Aufholjagd im Jahrzehnt davor).

Einigkeit herrscht auch dahingehend, dass die Strukturen optimiert werden müssten. Der Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Forschung (GFF), Karl Blecha, sprach die Stärkung der Forschungsinfrastruktur und die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unis und außeruniversitärem Sektor an. Hannes Androsch, Vorsitzender des Forschungsrates, setzte bei den Fördereinrichtungen an: Die FFG solle zu einer Innovationsagentur ausgebaut werden, die ein Projekt bis zur Umsetzung auf dem Markt begleitet. Die AWS solle sich auf die Rolle als Förderbank (inkl. Risikokapitalfonds) konzentrieren. Die Christian-Doppler- und die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft sollten zu einer Agentur zur Kooperationsförderung verschmolzen werden; und der Klima- und Energiefonds solle die Forschungsaktivitäten an Agenturen oder Ministerien abgeben.

In einem Punkt herrscht aber Dissens: Während die GFF die Bündelung aller Forschungsagenden (derzeit auf vier Ministerien verteilt) in zwei Ressorts fordert, plädierte der Forschungsrat dafür, hier keine Änderungen vorzunehmen: Das System sei eingespielt, jede Umstellung würde Reibungsverluste bringen – „und die können wir jetzt nicht brauchen“, so Androsch.

martin.kugler@diepresse.com diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2013)

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