Die heimische Forschungsinfrastruktur

Weiterhin ungelöst ist, wie die heimische Forschungsinfrastruktur aufrechterhalten oder sogar ausgebaut werden kann. Mehr Geld wäre wichtig, doch das allein reicht nicht.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das neue Präsidium des Wissenschaftsfonds FWF ist derzeit auf Roadshow durch Österreich, um im direkten Kontakt mit Forschern kritische Themen zu besprechen – den Anfang machten in der Vorwoche Grazer Unis, diese Woche war Salzburg dran. „Die wichtigsten Punkte, die immer wieder genannt wurden, sind Infrastruktur, Infrastruktur und Infrastruktur“, berichtete FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund. Weiters seien Probleme bei den Overheadkosten für Doktoranden und bei der inter- und transdisziplinäre Forschung thematisiert worden.

In der Tat ist das Thema Forschungsinfrastruktur die größte Baustelle im heimischen Wissenschaftsbetrieb. Exzellente Forschung bedarf modernster Geräte – andernfalls kann nicht an der Spitze mitgearbeitet werden, zudem ist der Standort dann auch für (internationale) Spitzenforscher nicht interessant. Die Uni-Budgets sind knapp – es gibt lange Wartelisten für neue Geräte. Seit geraumer Zeit kann man Infrastruktur auch nicht mehr durch Projektfördermittel finanzieren, und die gezielten Ausschreibungen des Wissenschaftsministeriums in den vergangenen Jahren waren nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Das Problem bei der Forschungsinfrastruktur ist nicht nur die Anschaffung, sondern sind insbesondere die Folgekosten – von Betrieb über Wartung und etwaige Reparaturen bis hin zu nötigen Modernisierungen. Es geht dabei um ziemlich große Summen: In einer Studie im Auftrag des Forschungsrats wurde der Investitionsbedarf allein für die Erhaltung des Bestands mit jährlich 200 Millionen Euro beziffert. Diese Summen sind aus den jetzigen Forschungsfördertöpfen (FWF: 196 Mio. Euro, FFG: 375 Mio. Euro) nicht finanzierbar. Und zwar selbst im optimistischen Fall, dass die Forderung der Fonds nach einer Steigerung ihrer Dotation um jährlich zehn Prozent erfüllt werden sollte.

Es geht aber freilich nicht nur um mehr Geld, die Mittel müssen auch intelligenter eingesetzt werden. Laut der Forschungsratsstudie wird ein großer Teil der Geräte ausschließlich an jenem Institut genutzt, wo es steht. Es ist keine Seltenheit, dass manche Geräte in Österreich mehrfach angeschafft werden – obwohl jedes für sich nicht ausgelastet ist.

Es gibt gute Beispiele, wie man es besser machen könnte: etwa eine Ausschreibung des Forschungsnetzwerks ACR, in der Kooperation explizit als Förderkriterium gefordert wurde, oder die Campus Science Support Facilities (CSF), die Geräte für alle Institute am Vienna Biocenter betreibt. Solche Aktivitäten müssen stark ausgeweitet werden.

martin.kugler@diepresse.com

diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2014)

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