Der Wettbewerb um Exzellenz

Der weltweite Wettbewerb um Exzellenz ist in vollem Gange. Österreich droht dabei weiter ins Hintertreffen zu geraten, mahnen Experten.

Über das Wort „Exzellenz“ wurde an dieser Stelle schon oft geschrieben. Im Kern geht es darum, herausragende (wissenschaftliche) Leistungen zu erbringen. Doch wie man dieses Ziel erreichen kann, ist nicht so einfach fassbar. Es handelt sich dabei um nichts weniger als um die „Einserfrage“ der weltweiten Forschungspolitik. Denn es herrscht Einigkeit, dass ein Land nur dann wirtschaftlich vorne mitspielen kann, wenn seine Wissensbasis auf der Höhe der Zeit ist. Und das wird nicht einfacher, die Konkurrenz schläft nicht. Der Beweis dafür kam dieser Tage, als die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) ihre aktuelle Statistik veröffentlichte: Demnach kamen die meisten internationalen Patentanmeldungen weiter aus den USA, gefolgt von Japan. Am dritten Platz gab es aber ein mittelgroßes Erdbeben: China überholte den „Technologie-Weltmeister“ Deutschland!

Österreich hinkt in allen Innovationsrankings noch ein Stückchen weiter hinterher als Deutschland. Der Schwung, der von dem 2004 gestarteten Kompetenzzentrenprogramm COMET ausging, ist etwas erlahmt, ein vom Wissenschaftsfonds FWF ausgearbeitetes Programm für Exzellenzcluster wurde mangels Finanzierung schubladisiert. Bei dem in der Strategie für Forschung, Technologie und Innovation (FTI) formulierten Ziel, in die Top-3 Europas vorzustoßen, gibt es seit Jahren keine Bewegung in die erwünschte Richtung – vor allem, weil der Expansionskurs der Forschungsfinanzierung vor sechs Jahren durch Wirtschaftskrise und Budgetkonsolidierung jäh gestoppt wurde.

Und nun ließ der FWF die nächste Bombe platzen: Ab sofort werden keine neuen Anträge für Doktoratskollegs und Spezialforschungsbereiche mehr angenommen. Der Grund: Ab 2016 fehlt die budgetäre Planungssicherheit, um diese Langzeitprogramme ausfinanzieren zu können. Das ist alarmierend: Dadurch drohen nun die einzigen Initiativen, die halbwegs dem Anspruch eines Exzellenzprogramms für die Grundlagenforschung genügen, zu Grabe getragen zu werden. Was umgehend für heftige Reaktionen sorgte: Das Institut für Höhere Studien (IHS) mahnte die Regierung, dieses Signal ernst zu nehmen. „Eine glaubwürdige und langfristig orientierte FTI-Politik sollte daher angehalten sein, die Budget-Engpässe in der Exzellenzförderung zu beseitigen und den Akteuren die Sicherheit zu geben, dass Österreich auch in Zukunft erstklassige Forschungsleistungen honoriert“, so das IHS.

Dem ist – trotz Hypo-Alpe-Adria-Desaster – kaum etwas hinzuzufügen.


Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

martin.kugler@diepresse.com

diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2014)

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