Sonnenbrand

Sonne ist etwas Nettes, zu viel Sonne verursacht aber einen Sonnenbrand. Und zwar auch bei Tieren und Pflanzen.

Würde man das Problem konsequent mit seinem wissenschaftlichen Namen bezeichnen, dann wären viele Menschen wohl vorsichtiger: „Erythema solare“ klingt irgendwie nach einer gefährlichen Krankheit. Und der Sonnenbrand – um den es hier geht – ist in der Tat nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: Es handelt sich laut Lexikon um eine „strahlenbedingte Schädigung der Epidermiszellen“. Diese Hautzellen, in denen die UV-Strahlung unter anderem Brüche der Erbsubstanz DNA bewirkt, setzen als Reaktion Botenstoffe frei, die eine Entzündung der Unterhaut auslösen. Die Blutgefäße erweitern sich, die Haut rötet und erwärmt sich, aus den Zellen tritt Flüssigkeit aus, Blasen sind die Folge. Die Schäden heilen unter Abstoßung der geschädigten Haut binnen weniger Tage von selbst ab. Doch die Haut hat ein Gedächtnis: Eine zu hohe UV-Dosis erhöht das Risiko für schwarzen Hautkrebs (Melanom).

Als Mensch kann man sich vernünftigerweise mit Sonnencreme etc. schützen – abgesehen davon, dass man hinterfragen kann, was denn an stundenlangem Sonnenbaden so toll sein soll. Tiere haben es nicht so leicht. Katzen- oder Hunderassen mit heller Haut oder geringer Behaarung seien sonnenbrandgefährdet, warnte kürzlich die Tierdermatologin Christa Horvath-Ungerböck (Vet-Med-Uni Wien). Das betrifft etwa Ohren, den Nasenrücken, den Bereich um die Augen und bei Tieren, die gerne am Rücken in der Sonne liegen, den Bauch.

Auch Pflanzen können übrigens einen Sonnenbrand bekommen. An Blättern und Trieben erkennt man das an braunen Stellen, die wie akute Verbrennung aussehen. Aber auch bei Früchten – bei Äpfeln oder Weintrauben – kann man ein Abschuppen der äußersten Zellschichten beobachten.

Die Natur hat sich natürlich auch Schutzmechanismen einfallen lassen: Menschliche und tierische Zellen produzieren bei Bestrahlung den dunklen Farbstoff Melanin, der einen Teil der Strahlung absorbiert. Tiere, deren Melanin-Produktion gestört ist – etwa Albinos oder die vorzeitig ergrauenden Lipizzaner –, erkranken häufiger an Hautkrebs. Aber auch Pflanzen reagieren auf die Strahlung: Der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll verbindet sich mit orangen Karotinoiden, die das UV-Licht in unschädliche Wärme verwandeln. Sobald die Sonnenstrahlung wieder abnimmt, wird der Molekülkomplex rasch wieder gespalten. Pflanzen brauchen ihr Sonnenschutzmittel also nicht mühsam abwaschen, das hat die Natur viel eleganter gelöst.

Trotzdem einen schönen Sommer!

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com

diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2014)

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