Obst und Gemüse sind gesund

Dass Obst und Gemüse gesund sind, ist bekannt. Die weltweite Produktion liefert aber bei Weitem nicht so viel, wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird.

Obst und Gemüse haben es schwer, in die Schlagzeilen zu kommen. Da muss schon ein Übernahmekampf zwischen Bananenweltmarktführern toben oder Russland einen Einfuhrstopp verhängen – woraufhin in Polen demonstrativ Äpfel verspeist wurden. Im Hinterkopf schwingt bei vielen wohl auch die alte Weisheit „An apple a day keeps the doctor away“ mit – kombiniert mit schlechtem Gewissen, dass man sich nicht daran hält. Laut aktuellem Ernährungsbericht erreichen erwachsene Österreicher bei Gemüse nur ein Drittel der empfohlenen Mengen, bei Obst ist es immerhin über die Hälfte.

Wenn über globale Ernährungsfragen diskutiert wird, spielen Obst und Gemüse kaum eine Rolle – da dominiert die Sorge, dass es für die wachsende Weltbevölkerung zu wenig Getreide oder Fleisch geben könnte. Dass auch Schwarzafrikaner, Iraker oder Vietnamesen von frischem Grünzeug gesundheitlich profitieren, wird völlig ausgeblendet.

So überrascht es auch nicht, dass man nur wenig über die Versorgung der Welt mit Obst und Gemüse weiß. Einen Anfang machten nun US-Wissenschaftler um Karen Siegel: Sie haben berechnet, dass die globale Obst- und Gemüseproduktion bei Weitem nicht ausreicht, um die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Mengen zu gewährleisten. Die Produktion ist um 22 Prozent zu niedrig. Wenn man noch berücksichtigt, dass ein Teil der Frischwaren verdirbt, bevor sie verzehrt werden, steigt die Obst- und Gemüselücke auf 34 Prozent (PLoS One, 6.8.). Die Analyse von 170 Staaten ergab, dass die Versorgung in reicheren Staaten besser ist als in ärmeren. Die Situation wird sich in Zukunft kaum verbessern, denn die Erfahrung lehrt, dass das Produktionsplus mit dem Wachstum der Weltbevölkerung nur schwer mithalten kann.

Man kann nun lang darüber streiten, was Ursache und Wirkung ist: ob zu wenig angebaut wird, weil die Nachfrage zu schwach ist – oder ob zu wenig gekauft wird, weil das Angebot zu gering (und daher zu teuer) ist. Faktum ist jedenfalls, dass über Obst und Gemüse wesentlich weniger geforscht wird als über andere Lebensmittel und dass es daher in der Sortenzucht und bei den Produktionsmethoden geringere Fortschritte gibt.

Die Entwicklung bei Getreide – in der Grünen Revolution wurden die Ernten ja vervielfacht – zeigt allerdings, dass ein Umschwung möglich ist.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com

diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2014)

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