Die Zahl der Zoonosen geht zurück

Die Zahl von Zoonosen – durch tierische Lebensmittel übertragene Infektionen – geht zurück. Ausbrüche sind aber jederzeit möglich.

Zwölf Todesopfer und 20 erkrankte Personen: Das ist die Zwischenbilanz des jüngsten Listeriose-Ausbruchs in Dänemark. Mit Listerien machten ja auch Österreicher vor knapp fünf Jahren unerfreuliche Bekanntschaft: Sieben Menschen sind dieser Bakterien-Art zum Opfer gefallen, zehn weitere erkrankten schwer. Erst nach wochenlanger Suche wurde damals die Ursache gefunden, es handelte sich um Quargel. In Dänemark dauerte es nun sogar fast ein ganzes Jahr, bis man das verseuchte Lebensmittel – Wurst – kannte.

Man fragt sich natürlich, warum das so lange dauert. Die Antwort: Bei Listeriose beträgt die Inkubationszeit 20 bis 70 Tage – das bedeutet, dass bei Ausbruch der Krankheit die verursachenden Lebensmittel meist nicht mehr vorhanden sind. Zudem wird die Lebensmittelproduktion immer unübersichtlicher. Im eben erschienen Zoonose-Bericht der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) wird über einen anderen interessanten Fall berichtet, der zeigt, wie kompliziert die Suche nach lebensmittelbedingten Krankheiten – sogenannten „Zoonosen“ – sein kann: 2012 häuften sich in mehreren EU-Ländern Infektionen (rund 400 Betroffene) mit einem Salmonellen-Stamm, der gegen mehrere Antibiotika resistent ist. Nach langer Suche fand man die Ursache in Putenfleisch: Ein Putenelternbetrieb in Ungarn, bei dem eine Herde infiziert war, belieferte eine Brüterei in Österreich mit Puteneiern, die frisch geschlüpften Küken wurden an mehr als 300 Putenmästereien in elf europäischen Ländern geliefert. Nachdem in diesem Puzzlespiel der „Schuldige“ gefunden war, wurde die Ursache beseitigt. 2013 gab es dann keinen Ausbruch mehr, aber heuer häufen sich schon wieder die Fälle. Das zeigt, wie schwierig der Kampf um sichere Nahrungsmittel ist – und dass die Gefahr niemals gebannt ist.

Die aktuellen Zahlen im Zoonose-Bericht sind freilich eher beruhigend. 2013 gab es in Österreich 133 Ausbrüche von Zoonosen mit 568 Erkrankten, von denen 108 ins Krankenhaus mussten – kein Einziger ist verstorben. Ursache Nummer Eins ist Campylobacter (Tendenz steigend), dieser Erreger hat im Jahr 2006 die Salmonellen von der Spitze verdrängt. Die Zahl der Salmonellosen ist seit 2002 um imposante 83 Prozent gesunken.

Das zeigt, dass rigorose Bekämpfungsmaßnahmen in der Lebensmittelproduktion wirken – auch ohne Komplett-Desinfektion von geschlachteten Hühnern nach dem Muster der bereits sprichwörtlich gewordenen US-Chlorhühner...


Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

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diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2014)

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