Wort der Woche

Der Klimagipfel in New York brachte das erwartete Ergebnis – nämlich keines. Eine neue Studie gibt einen Hinweis darauf, wieso die Bremser bremsen.

Begriffe der WissenschaftDer UN-Klimagipfel in New York endete diese Woche so, wie die vergangenen gefühlten 50 Klimakonferenzen zu Ende gegangen waren: mit einem vagen Bekenntnis, wie wichtig es doch sei, die Erwärmung der Welt bei zwei Grad zu begrenzen – und mit unverbindlichen Absichtserklärungen. Dass auf dieser Basis Ende 2015 in Paris ein Nachfolgevertrag für das ausgelaufene Kyoto-Protokoll gefunden werden kann, ist wohl auszuschließen.

Immerhin wurden in New York die richtigen Themen angesprochen: die künftige Energieversorgung, die Entwaldung des Planeten und die Lebensmittelversorgung.

Im Einzelnen: Ob die Ziele für Alternativenergie (z. B. 30 Prozent E-Mobilität im Jahr 2030) erreichbar sind, ist von der Politik kaum steuerbar – es ist in erster Linie eine Frage der Technologien. Wenn diese leistungsfähig genug sind, setzen sich E-Autos von selbst durch.

Das zweite Thema ist da schon kniffliger: 30 Staaten und eine Reihe von Weltkonzernen haben sich in New York dazu verpflichtet, das Roden von Regenwäldern bis zum Jahr 2030 komplett zu stoppen. Für diesen Zeithorizont kann man natürlich alles und nichts versprechen. In welchem Zustand die Regenwälder dann sein werden, ist derzeit alles andere als klar: Laut einer kürzlich in New Phytologist (7.9.) veröffentlichten Studie, an der Ökosystemforscher der Uni Wien mitgearbeitet haben, könnte es durchaus sein, dass Regenwälder in der Ebene und am Berg unterschiedlich auf den globalen Wandel reagieren: Die Wälder könnten in der Lage sein, künftig mehr CO2 zu speichern – sie könnten aber auch unproduktiver werden.

Beim dritten Thema läuft die Menschheit jedenfalls sehenden Auges in ein ernstes Problem hinein. Durch das Bevölkerungswachstum und den allgemein steigenden Lebensstandard wird sich die Nachfrage nach Agrarprodukten bis zum Jahr 2050 ungefähr verdoppeln. Da trifft es sich gut, dass die weltweit verfügbare Agrarfläche durch die globale Erwärmung wächst – und zwar laut Berechnungen von Münchner Wissenschaftlern um 5,6 Millionen Quadratkilometer (rund ein Zehntel). Interessant ist dabei folgendes Detail: Die großen Gewinner, die viele Anbauflächen dazubekommen, sind die kühleren Regionen der Erde, die großen Verlierer sind Staaten in den Tropen (PLOS One, 17.9.). Vielleicht liegt ja darin der wahre Grund, warum ausgerechnet die USA, Russland und China die größten Bremser der globalen Klimapolitik sind...

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.