Geoengineering

Methoden des Geoengineerings bieten – zumindest auf absehbare Zeit – keine Alternative zur raschen Absenkung der CO2-Emissionen, heißt es im Weltklimabericht.

Der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt von Jahr zu Jahr – ohne Aussicht auf eine Trendumkehr. Vor einigen Jahren wurde daher viel über Geoengineering diskutiert, um den CO2-Gehalt der Luft zu senken bzw. dessen Folgen für das Klima abzumildern. Um diese Methoden ist es in jüngster Zeit wieder still geworden. Und wie aus dem 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates hervorgeht, der seit einigen Tagen vollständig vorliegt (www.ipcc.ch), ist das auch kein Wunder: Dem Urteil der Experten zufolge sind die vorgeschlagenen Methoden derzeit in vielen Fällen „nur hypothetisch“, sie seien mit großen Risken und Nebenwirkungen verbunden, und zudem gebe es in der Fachwelt keine Einigkeit über ihre Wirksamkeit.
Im Einzelnen: Die Idee hinter den Verfahren des sogenannten „Solar Radiation Management“ (SRM) ist, dass weniger Sonnenstrahlung auf die Erde treffen soll – wodurch die Erwärmung gebremst würde. Nachgedacht wird etwa über große Spiegel im Weltall oder über Injektionen in die Atmosphäre, die (abkühlend wirkende) Vulkanausbrüche simulieren sollen. Abgesehen von den zu erwartenden Nebenwirkungen und von grundsätzlichen Zweifeln an der Machbarkeit müssten diese Verfahren freilich dauerhaft angewandt werden, da der CO2-Gehalt der Atmosphäre und damit die Stärke des Treibhauseffekts durch sie nicht reduziert wird.

Um nichts besser sind die Aussichten bei CDR-Methoden („Carbon Dioxide Removal“), durch die CO2 dauerhaft aus der Luft entfernt werden soll – etwa durch Düngung der Meere (und dadurch ausgelöstes stärkeres Plankton-Wachstum), durch Abtrennung von CO2 aus Abgasen der Biomasse-Verbrennung oder durch die künstliche Beschleunigung bestimmter Verwitterungsprozesse. Allerdings: Laut vorsichtigen Abschätzungen im IPCC-Bericht kann dadurch nur ein Bruchteil der jährlichen CO2-Emissionen kompensiert werden. Die Wirkung auf den CO2-Gehalt der Luft ist sogar noch kleiner: Rund die Hälfte der CO2-Emissionen wird in oberflächennahen Meeresschichten zwischengespeichert, und wenn der CO2-Gehalt der Luft sinkt, dann wird dieses CO2 wieder freigesetzt.

Der Schluss daraus: Alle Hoffnungen, die globale Erwärmung in absehbarer Zeit durch Geoengineering einbremsen zu können, kann man vergessen. Auch wenn in vielen Bereichen intensiv geforscht wird und vielleicht da und dort auch Durchbrüche erzielt werden, führt kein Weg daran vorbei, die CO2-Emissionen jetzt zu senken.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“. ?

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diepresse.com/wortderwoche

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