Die Raucherdebatte in den Wissenschaftsjournalen

Nicht nur die Politik ist voll mit Debatten über das Rauchen – auch in Wissenschaftsjournalen jagt eine Studie die andere.

Rauchen ist definitiv ungesund – daran gibt es auch für einen bekennenden Raucher nichts herumzudeuteln. Und dass Nichtraucher vor den Gefahren des Tabakrauchs geschützt werden müssen, sollte heute ebenfalls selbstverständlich sein. In verrauchten Lokalen herrschen Feinstaubkonzentrationen wie an den am stärksten befahrenen Straßen – nicht zu reden vom Gestank des Tabakrauchs und den Giften in ihm. So ist es verständlich, dass die Rufe nach Rauchverboten im öffentlichen Raum nicht verstummen.

Doch nicht nur Tagespolitik und Medien sind voll mit Debatten über das Rauchen, sondern auch Wissenschaftszeitschriften. Schon nach ein paar Minuten Blättern in einschlägigen Portalen wie etwa www.PlosOne.org stößt man auf erstaunliche Nachrichten. So veröffentlichten US-Forscher kürzlich einen Mechanismus, der erklärt, warum Mentholzigaretten von manchen Rauchern als bekömmlicher empfunden (und von vielen Jugendlichen bevorzugt) werden: Zumindest bei Mäusen lindert Menthol die Reizung der Schleimhäute – eine direkte Folge davon ist, dass mehr Nikotin ins Blut aufgenommen wird (13.2.).

Überraschend ist eine Studie von Forschern der Universität Neapel, die sich dem Schicksal von Zigarettenstummeln – jährlich weltweit 4500 Milliarden Stück – in der Natur gewidmet haben. Man sollte eigentlich glauben, dass diese biologisch rasch abgebaut werden. Doch dem ist nicht so: Die Filter bestehen nämlich hauptsächlich aus Zelluloseacetat, das für die meisten Mikroorganismen unverdaulich ist – sodass die Stummel auch zwei Jahren nach Versuchsbeginn noch fast unverändert waren (27.1.).

Vielleicht sollte man also doch auf E-Zigaretten umsteigen? Immerhin fallen beim Verdampfen der aromatisierten Flüssigkeit (mit oder ohne Nikotin) keine krebserregenden Teerprodukte und kein Feinstaub an. Über die gesundheitlichen Auswirkungen streiten die Wissenschaftler seit geraumer Zeit. Kalifornische Wissenschaftler haben kürzlich jedenfalls herausgefunden, dass Raucher ihr Rauchverhalten kaum ändern, wenn sie auf E-Zigaretten umsteigen: Sowohl die Zahl der täglich gemachten Züge als auch die aufgenommene Nikotinmenge blieben praktisch unverändert (9.2.).

In Sachen Müll sind E-Zigaretten freilich auch nicht das Gelbe vom Ei: Man will sich lieber nicht vorstellen, zu welchen Sondermüllbergen sich die Akkus dieser per LED glimmenden Stängel in einigen Jahren aufgehäuft haben werden...


Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

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diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2015)

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