Begriffe der Wissenschaft

Österreich geht mit Ressourcen zwar immer effizienter um, doch eine Senkung des Rohstoffverbrauchs ist in weiter Ferne. Allerdings denken nun immer mehr Menschen radikal um.

Die positive Nachricht vorweg: Wir Österreicher gehen immer sorgsamer mit Ressourcen um, unser Rohstoffverbrauch wächst nur halb so schnell wie die Wirtschaftsleistung. Österreich hat also eine „relative Entkopplung“ geschafft und die Effizienz bei der Nutzung jener Substanzen, die uns die Natur schenkt und uns ein bequemes Leben ermöglichen, gesteigert. Forscher um Manuel Wenzlik vom Institut für Soziale Ökologie der Uni Klagenfurt haben sich nun im Detail angesehen, wie das möglich war. Die Verbesserung beruhte demnach zum einen auf einer Verschiebung des Rohstoffmixes und zum anderen auf besseren Verarbeitungstechnologien. Diese zwei Faktoren haben die weiterhin wachsende Nachfrage nach Rohstoffen deutlich gedämpft (Journal of Industrial Ecology, 19, S. 814).

Dieses an sich positive Ergebnis hat freilich einen Pferdefuß: Effizienzsteigerung und bessere Technologien allein reichen nicht aus, um eine „absolute Entkopplung“ zu schaffen, also den Ressourcenverbrauch auch in absoluten Zahlen zu senken – was im globalen Maßstab notwendig ist. Die Forscher sehen derzeit keine Anzeichen in dieser Richtung – dafür seien auch Veränderungen in den Konsummustern der Menschen nötig, merken sie an.

Hier scheint sich die Situation allerdings nun zu verändern. Laut einer diese Woche veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens Deloitte über die Zukunft der Energie denken immer mehr Menschen, vor allem in der jungen Generation, radikal um. So wollen 75 Prozent der Österreicher im Jahr 2020 ihren Strom selbst produzieren; 90 Prozent würden ihren Energiebedarf am liebsten ausschließlich aus erneuerbaren Quellen decken; fast 90 Prozent wollen sich in fünf Jahren mit alternativen Antrieben fortbewegen; und knapp die Hälfte der Österreicher kann sich vorstellen, auf den Besitz eines eigenen Autos zu verzichten und stattdessen Carsharing zu nutzen. Nur eine Minderheit von zwölf Prozent sieht überhaupt keinen Änderungsbedarf und setzt auch in Zukunft auf traditionelle Energieformen und Fortbewegungsmittel.

Natürlich sind diese Werte nur Ergebnisse einer Umfrage, die Praxis sieht zum Teil noch ganz anders aus. Aber das Ausmaß an Menschen, die umdenken, ist offenkundig viel größer, als selbst die optimistischsten Umweltschützer noch vor fünf oder zehn Jahren zu träumen gewagt hätten.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2015)

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