Langen Nacht der Forschung

Wissenschaftler aller Disziplinen begeisterten bei der Langen Nacht der Forschung die Besucher, die scharenweise gekommen waren. Dennoch blieb ein schaler Nachgeschmack.

Die Kaiserin persönlich begrüßte diesen Freitag die Besucher der Langen Nacht der Forschung. Eine Wissenschaftlerin war in die Rolle (und in das Kostüm) von Maria Theresia geschlüpft, um Kindern einen spielerischen Zugang zu einem spannenden Forschungsprojekt der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zu ermöglichen: Sie sollten sich als Hofmaler betätigen und dabei die Macht von Bildern bei der Repräsentation von Herrschern ergründen; für gelungene Darstellungen gab es dann ein Zertifikat mit kaiserlicher Unterschrift.

Bei der Langen Nacht der Forschung präsentierten unzählige Forschergruppen – von Hochschulen, außeruniversitären Instituten, Firmen und Behörden – aus allen Wissenschaftsdisziplinen in 2200 Stationen, womit sie sich beschäftigen und was ihr Beitrag ist, damit Österreich ein besserer Platz wird. So gaben etwa Wissenschaftler der TU Wien Einblick in ihr aktuelles Satellitenprojekt Pegasus, bei Archäologen konnte man kosten, wie die alten Römer gespeist haben, Pharmafirmen zeigten, wie ein Medikament entwickelt wird. Zu bestaunen waren ein Hybridauto der nächsten Generation (von AVL List) und das neue Messboot Halbe Meile, mit dem Untiefen in der Donau aufgespürt werden. Andernorts wurde die DNA von Erdbeeren analysiert oder ein Projekt zur Züchtung von blauen Weihnachtssternen beschrieben.

Unter dem Strich zeigte die Lange Nacht der Forschung gleich mehrere Dinge: Erstens wurde das Vorurteil widerlegt, dass sich die Menschen für Wissenschaft nicht interessieren; wenn man ihnen die Ergebnisse richtig präsentiert, kommen sie in Scharen und sind begeistert. Zweitens ist es wirklich eindrucksvoll, in wie vielen Gebieten österreichische Forscher Spitze sind. Und – drittens: So gut sind sie nicht wegen der aktuellen Forschungspolitik, sondern trotz dieser. Bekanntlich fehlt hinten und vorn das Geld (v. a. bei den Universitäten und Forschungsfonds). Budgetsteigerungen oder auch nur mehr Aufmerksamkeit sind wegen des manifesten Desinteresses der Politik nicht in Sicht – oder haben Sie z. B. im Bundespräsidentschaftswahlkampf eine Wortmeldung zu Wissenschaft und Forschung als wesentliche Zukunftsfaktoren gehört?

Außerdem sind die zuständigen Ministerien offenbar nicht gewillt, an einem Strick zu ziehen: Das VP-geführte Wissenschaftsministerium und das SP-geführte Infrastrukturministerium haben in der Langen Nacht der Forschung ihre Aktivitäten fein säuberlich voneinander getrennt durchgeführt...


Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2016)

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