Frieren Frauen tatsächlich mehr als Männer?

Stoffwechsel, aber auch Hormone machen den Unterschied.

Fröstelnde Frauen und Männer, denen oft erst viel später kalt wird – ein typisches Bild in der kalten Jahreszeit. Aber ist es ein Mythos, dass Frauen schneller frieren als Männer? Oder gibt es hier tatsächlich einen belegbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern?

Auch wenn wissenschaftlich wenig Daten vorliegen, ergibt sich die Antwort aus der unterschiedlichen körperlichen Konstitution der Geschlechter. „Frauen haben eine andere Fettverteilung als Männer, und damit ändert sich oft der Isolationswert“, sagt Barbara Obermayer-Pietsch von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Med-Uni Graz. Fett isoliert und schützt so vor Kälte. Das an deutlicheren Rundungen orientierte Schönheitsideal früherer Zeiten dürfte Frauen also durchaus dabei geholfen haben, weniger zu frieren.

Außerdem kurbeln Muskeln den Stoffwechsel an: Der Energieumsatz ist höher, die Muskeln funktionieren als körpereigene Wärmekraftwerke. Männer mit guter Muskulatur frieren daher deutlich weniger. Darüber hinaus sind sie buchstäblich „dickhäutiger“: Männerhaut ist um rund 20Prozent dicker als die der Frauen, das schützt auch besser vor Kälte.

Einen weiteren Unterschied machen auch Erkrankungen der Schilddrüse: Bei einer Unterfunktion des Organs „schläft“ der Organismus. Solche Störungen sind bei Frauen etwa achtmal häufiger als bei Männern.

Und schließlich spielen auch die Hormone eine Rolle: „Flüssigkeitsgehalt und Energieproduktion ändern sich im Zyklus“, so Obermayer-Pietsch, die das Phänomen auch in ihrer Forschungsarbeit untersucht. „Je nach Zyklusphase gibt es andere Körperbedürfnisse, die hormonell hinterlegt sind.“ Ein wichtiges Phänomen zeigt auch der Kreislauf: „Je mehr er sich auf den Rumpf konzentriert, desto kälter ist die Peripherie“, so die Forscherin. Da es hier ebenfalls Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, haben Frauen öfter kalte Hände oder Füße.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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