Wann wurde die Welt erschaffen?, fragte der anglikanische Theologe James Ussher. Er datierte den Schöpfungszeitpunkt nach Angaben der Bibel auf den 23. Oktober 4004 v. Chr. In ägyptischen Quellen tauchen Schlachten als frühe historisch dokumentierte Ereignisse auf. Historiker sind dabei jedenfalls auf Schriftliches angewiesen. Wie ein Ereignis datiert wurde, unterschied sich zudem stark nach Zeit und Region, sagt Althistoriker Peter Mauritsch von der Uni Graz.
Als sich der Himmel bei der totalen Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585 v. Chr. verfinsterte, war das nicht nur ein Naturereignis. Die Dunkelheit soll Lyder und Meder erschreckt und so den Krieg beendet haben. Und: Der griechische Philosoph Thales von Milet soll sie vorhergesagt und erstmals genau datiert haben. Himmelsereignisse wie Sonnen- oder Mondfinsternisse, aber auch Katastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche halfen den Menschen, wichtige Geschehnisse wie Schlachten zeitlich einzuordnen, bevor es Kalender gab. Daran orientieren sich Historiker bis heute.
„Datumsangaben waren damals nicht geläufig“, sagt Peter Mauritsch vom Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde der Uni Graz. „Freilich gab es Zeitordnungen für Termine oder um Geschäfte abzuschließen, aber diese waren nicht so präsent und verbindlich wie heute.“ Die ältesten bekannten Kalendersysteme gehen auf die frühen Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens zurück. Auch die alten Griechen führten Listen, in denen die Jahre nach ranghohen Beamten benannt wurden. Allerdings hatte jede Polis ihre eigene Liste, selbst Monatsnamen und Jahresanfänge waren nicht einheitlich. Klare Aussagen, welches nun tatsächlich das erste, eindeutig datierbare historische Ereignis sei, sind daher schwierig.
Damit wie Griechen und Römer ihre Geschichte selbst dargestellt haben, befasst sich Mauritsch auch in seiner Forschung: Ihn interessiert, wie die Vergangenheit „konstruiert“ wird und welche Schwierigkeiten die Autoren selbst dabei sahen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2015)