Warum sterben Männer nach wie vor früher als Frauen?

Österreichs Frauen werden im Durchschnitt um rund fünf Jahre älter als die Männer. „Dabei machen Lebensstil und psychosoziale Faktoren einen deutlich größeren Unterschied als die Biologie“, sagt Gender-Medizinerin Alexandra Kautzky-Willer von der Med-Uni Wien.

Auch in diesem Jahr ruft die Initiative Movember dazu auf, sich einen Schnurrbart wachsen zu lassen. Damit soll „Mann“ ein sichtbares Zeichen für die Männergesundheit setzen. Denn aktuell werden Österreichs Frauen 83, die Männer nur 78 Jahre alt. Doch nur für etwas mehr als ein Fünftel des Unterschieds dürften körperliche Voraussetzungen verantwortlich sein: Frauen sind – zumindest bis zur Menopause – weniger anfällig für Herzkrankheiten und Schlaganfall, haben ein stabileres Immunsystem. Männer haben mehr Bauch- und Leberfett, höhere Blutfette und einen höheren Blutdruck. Auch die Hormone spielen eine Rolle. „Männer erkranken häufiger an Krebs oder Diabetes“, so Kautzky-Willer.

Den Löwenanteil machen aber beeinflussbare Faktoren aus: Männer rauchen und trinken mehr Alkohol – deshalb sterben sie in Russland noch früher als bei uns. Vor allem junge Männer gehen eher Risken ein, sie verunglücken häufiger bei Sport- oder Verkehrsunfällen: Mit 25 Jahren ist die Sterblichkeit sogar doppelt so hoch wie bei Frauen. Männer üben aber auch öfter gefährliche Tätigkeiten, etwa am Bau, aus. Und Drogen und Sucht seien bei Männern ein größeres Problem. Depressionen würden oft nicht erkannt, die Suizidrate ist dreimal höher als bei Frauen. Diese kümmern sich mehr um die eigene Gesundheit – und um die der Familie.

Mit zunehmendem Alter gleichen sich die Unterschiede aber aus: Frauen bekommen bestimmte Krankheiten später. Über die gesamte Lebenszeit sind sie sogar öfter krank als Männer. Und der Unterschied in der Sterblichkeit verringert sich: weil auch Frauen immer ungesünder leben und durch die Mehrfachbelastung durch Familie und Beruf, warnt Kautzky-Willer.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2015)

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