Welche Tiere legen die größten Eier, welche die kleinsten?

Eierproduzieren schwächt die Weibchen. Deshalb hilft bei Vögeln mit besonders großen Eiern das Männchen beim Ausbrüten des Nachwuchses.

Auf den ersten Blick wirkt es ganz logisch. Der Strauß legt als größter Vogel auch die größten Eier. Gemessen an seinem Körpergewicht sind die rund 1,5 Kilogramm schweren Eier aber eigentlich gar nicht so groß. Wissenschaftler interessiert u. a., wie die Eigröße im Verhältnis zur Größe des Vogels variiert. „Strauße legen relativ kleine Eier von etwa 2,3 Prozent ihres Körpergewichts. Der Durchschnitt liegt bei etwa neun Prozent für Nesthocker und zwischen sechs und acht bei Nestflüchtern“, sagt Hans Winkler vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vet-Med-Uni Wien.

Das relativ größte Ei ist das des Kiwi. Das Weibchen legt nur ein Ei, das etwa 15 bis 23 Prozent des Körpergewichts ausmacht. „Da es nach der Eiablage anscheinend nicht mehr die Kraft hat, es auch auszubrüten, übernimmt das Männchen das Brutgeschäft allein“, so Winkler. Das machen auch Straußenmänner: Sie brüten mitunter sogar viele Eier, die auch von mehreren Weibchen stammen können, auf einmal aus. Wie ist es sonst um die Aufteilung des Brütens in der Vogelwelt bestellt? Bei Spechten wechseln sich Weibchen und Männchen ab. Und auch bei manchen Singvögeln gibt es eine Beteiligung des Männchens; sie müssen dafür sogar ihren Hormonhaushalt umstellen.

Großer Vogel, dünne Schale

Mit nur 1,3Prozent des Körpergewichts legt der Emu das – relativ betrachtet – kleinste Ei. Die absolut kleinsten Eier legen Kolibris: Sie wiegen nur 0,4 Gramm pro Stück. Die Stärke der Schalen nimmt mit der Eigröße zu. Sie variiert zwischen 50 Mikrometern und bis zu 3,5 Millimetern. In Relation gesetzt haben große Vögel aber relativ dünnschalige Eier.

Auch wenn sie nicht gleich gut schmecken, sind Vogeleier grundsätzlich für den Menschen genießbar. Der Verhaltensforscher Oskar Heinroth (1871–1945) soll ein breites Spektrum an Vogeleiern verkostet haben. Überhaupt scheint die Liebe der Biologen zu ihrem Fach recht weit zu reichen: Evolutionsbiologe Winkler brachte etwa als Schüler ein Schwanenei nach Hause. „Das offenbar faule Ei explodierte in der warmen Stube. Der Gestank war fürchterlich und kaum wegzubringen“, schmunzelt er heute. Das brachte zwar die Eltern zur Verzweiflung, die Begeisterung für Vögel gab er dennoch nicht auf.

Aber nicht nur Vögel legen Eier, sondern etwa auch Schnabeltiere, Badeschwämme, Fische, Frösche oder Reptilien. Dort sollen die kleinsten Eier die des Kugelfingergeckos sein: „Sie sind gerade einmal 4,4 Millimeter lang und wiegen etwa 0,029 Gramm“, sagt David-Suryanto Kasih von der Uni-Klinik für Vögel und Reptilien. Die größten Reptilieneier legen Pythons und Warane: Ein Ei des Tigerpythons kann bis zu 127 Millimeter lang und 320 Gramm schwer sein, das eines Komodowarans 105 Millimeter lang und bis zu 268 Gramm schwer. Auch die Größe des Geleges spielt eine Rolle: „Manche Reptilien, etwa alle Geckoarten, legen nur ein bis zwei Eier, die dann in Relation zur Körpergröße der erwachsenen Tiere sehr groß erscheinen“, so Kasih. Chamäleons, Krokodile oder Schildkröten wiederum legen je nach Art bis zu 200 Eier.

Haben Dinosaurier einst die allergrößten Eier gelegt? Absolut gesehen ja, im Verhältnis zur Körpergröße aber wieder nicht: Bei den größeren Vertretern machte die Eigröße nur etwa ein Zehntausendstel der Körpergröße aus.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2016)

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