Damals schrieb Tunnel durch den Mt. Denis

(Wien, 26. März 1864) Man braucht nicht der modern gewordenen Vorliebe für die Italiener zu huldigen und wird doch staunen über die Großartigkeit des Projectes, das im Jahre 1857 die drei Ingenieure Grandis, Trattoni und Sommeiller dem sardinischen Ministerium vorlegten, und vor der staatsmännischen Intuition das Project aufnahmen und förderten. – Es galt, einen Tunnel herzustellen von 12,000 Meter Länge, dessen nothwendige Ausgangspunkte in wilden unbewohnten Gegenden, weit entfernt von der großen Verkehrsstraße, lagen; es galt dabei ein ganz neues System der Maschinerie zur Anwendung zu bringen, dessen Practicabilität erst durch Versuche festgestellt werden sollte, dessen Vorzüge und Mängel erst bei der Ausführung selbst zu Tage treten mußten; es waren nicht nur die Maschinen selbst an Ort und Stelle zu schaffen, Canäle, Reservoirs und Maschinenräume herzustellen, man mußte für die Arbeiter erst förmliche Colonien anlegen.

Unter diesen Umständen darf man sich nicht wundern, daß erst im Jänner 1861 die Bohrarbeiten begannen; man hatte mittlerweile durch Versuche das System als erprobt befunden, die Maschinen in Belgien anfertigen lassen, die trigonometrische Fixirung der Linie nichtohne Schwierigkeiten bewerkstelligt, an den Ausgangspunkten des künftigen Tunnels die erforderlichen Etablissements hergestellt, und bereits auf beiden Seiten ein bedeutendes Stück des Tunnels auf dem gewöhnlichen Wege ausgegraben. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)

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