Damals schrieb Im Galopp nach Preßburg

Wien, 6. Oktober 1864. (Orig.-Bericht.) Der Fuhrmann Danninger stand an einem Tage des vorigen Monats bei der Taborlinie. Pferd und Wagen, die er neben sich stehen hatte, machten ihm Schwierigkeiten; er hätte gern in einem Hause einen Besuch gemacht, konnte aber nicht, da niemand da war, der ihm sein „Zeugl“ gehalten hätte. Da kam ein Junge, der ihm pfiffig genug aussah, um ein Pferd bewachen zu können; er trug ihm also dieses Geschäft auf. Kaum war der Kutscher im Hause verschwunden, nahm aber der Junge die Peitsche in die Hand, schwang sich auf den Bock und fuhr in gestreckter Carriere davon, direct nach Preßburg. Unterwegs ließ er einen Zündhölzeljungen aufsetzen, und in Preßburg zechten beide von einigen Gulden.

Der Jüngling heißt Joseph Schalek. Er ist 17 Jahre alt, wurde jedoch schon viermal diebstahlshalber abgestraft. In Preßburg war er bald mit seiner Barschaft zu Ende, und gab sich Mühe, Pferd und Wagen anzubringen; allein dies ging nicht, er kehrte um und fuhr wieder der Residenz zu. Auch da versuchte er Pferd und Wagen zu Geld zu machen, allein es fand sich kein Käufer; Nachdem er die beiden Sitzpolster vom Wagen herabgenommen, gab er dem Pferde einen Peitschenhieb und ließ es herrenlos die Straße hinjagen, dann schlich er mit dem kleinen Jungen, den er bei sich hatte, in die Felder und schlug sein Lager auf. Eine Patrouille faßte ihn da und überlieferte ihn dem Gerichte. Schalek ward heute zu einem Jahr schweren Kerkers verurtheilt. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2014)

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