Damals schrieb Vergehen eines Kutschers

22. März 1865. (Der Stock des Herrn Maurach.) Aus Königsberg vom 15. d. M. wird der Rh. Ztg. berichtet: „Gestern wurde hier auf der Börsenhalle ein Stück von einem Stocke umhergezeigt, welchen Herr Regierungs-Präsident Maurach aus Gumbinnen auf dem Rücken eines hiesigen Droschkenkutschers zu zerschlagen sich gedrungen gefühlt hat. Herr Maurach hatte der Stadt Königsberg seine Anwesenheit seit vorigem Samstag gegönnt; am Montag, Nachmittags, war er in einem Hause der Langgasse zu Gast; von da wollte er unmittelbar zum Bahnhof fahren. Zu diesem Zwecke hatte er die Droschke Nr. 56 bestellt.

Der Droschkenkutscher glaubte, da er etwas zu früh gekommen war, in dem Schnapsladen gerade gegenüber einen Schluck nehmen zu dürfen. In demselben Augenblicke aber, als er diese Unthat, zu der übrigens Droschkenkutscher nur sehr wenig Zeit brauchen, beging, trat Herr Maurach, von der reichen Tafel des Kaufmann's Herrn J. R. Bernstein vielleicht in etwas erhöhter Stimmung, zum Hause hinaus, und interpretierte dem auf der anderen Seite der Straße vom Schauplatze seines Vergehens kommenden und so zu sagen in flagranti betroffenen Kutscher sofort das Droschken-Reglement mit dem Stocke in so durchschlagender Weise, daß das Lehrmittel darüber in Stücke ging. Es ist hier allgemein aufgefallen, daß Herr Regierungs-Präsident Maurach, Ritter zweier russischer Orden, kein festeres Prügelwerk führt.“ ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2015)

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