Damals schrieb Im Prater die Pferde

7. April 1865. (Wiener Frühjahrsrennen.) Zu glücklichster Weise wurde heute die diesjährige Rennsaison in der Freudenau eröffnet. Trotzdem die Schiffe, welche sonst den Hauptverkehr bewältigen, nicht zu fahren vermochten, waren wol mehr als 8000 Personen auf dem Turf erschienen; auf dem Sattelplatz dominirte die Aristokratie mit ihren bekanntesten Vertretern, der Guldenplatz war gefüllt wie selten und der totalisateurlose Zwanzigkreuzer-Mann hat an keinem Tage der letzten Herbstrennen so viele Menschen gesehen wie heute.

Auch der Hof hatte seine Vertreter entsendet, die Erzherzoge Karl Ludwig, Ludwig Victor, Wilhelm, Otto und der Großherzog von Toscana waren anwesend und verblieben bis zum Schluß. Besonders auffallend war heute die Fülle der Equipagen und Fiaker, die sich vielfach nur Schritt für Schritt durch die Hauptallee bei der Heimfahrt vorwärts zu schieben vermochten, während, wie an einem 1. Mai, Tausende von Menschen in den Seitenwegen aufgestellt waren, um die dahinrollenden Wagen und ihre Insassen zu sehen. Was den Sport anbetrifft, so war derselbe sehr interessant, die Felder zum großen Theil gut besetzt und an schneidig gerittenen Endgefechten war kein Mangel. Von unseren Favorits sahen wir nur einen siegreich das Ziel passiren, doch waren drei andere sehr gut im Rennen, und zwar liefen zwei auf den zweiten, vier auf den dritten Platz, während der fünfte abgesagt wurde und der sechste nicht beim Start erschien. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2015)

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