29. April 1865. (Brand in der Kirche.) Aus Trier vom 25. April wird berichtet: ein sehr betrüblicher Vorfall, der sichgestern Vormittags in der hiesigen Pfarrkirche zu St. Paulus zutrug, bildet allenthalben das Tagesgespräch. In dem Momente, als die zum erstmaligen Empfange des Abendmahls bestimmten Mädchen das Glaubensbekenntnis ablegten, fiel eine der brennenden Kerzen, welche von den Erstcommunicanten der Kirche als Opfer gebracht werden, um, und entzündete die weiße leichte Kleidung eines Mädchens, die sofort Feuer fing, und dieses den beiderseits knienden Mädchen mittheilte.
Die emporlodernde, sich verbreiterende Flamme brachte allgemeine Angst und Verwirrung in die Kirche, die nur vergrößert wurde, als man von Innen nach Außen und auf das Geschrei vor dem freien Platze auch von Außen nach Innen stürmen wollte, und hidurch die enge Passage am Ausgang der Kirche hemmte. Die Hilfe, welche den brennenden Mädchen augenblicklich zu Theil wurde, setzte dem Umsichgreifen des Feuers schnell eine Schranke. Einer Anzahl von Mädchen verbrannte mehr oder weniger die Kleidung; drei Mädchen wurden so erheblich verwundet, daß man dieselben in das nebenan befindliche Bürgerspital bringen mußte, und eines derselben durch die Brandwunden lebensgefährlich daniederliegt. Mehrere Personen, welche beim Unterdrücken des Feuers thätig waren, empfingen an den Händen Brandwunden. ■
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)