Damals schrieb Der Tod auf offener See

11. Juli 1865. (Der Brand der William Nelson.) Das französische Postschiff Lafayette, das, wie schon kurz erwähnt, einen Theil der Passagiere des auf offener See verbrannten amerikanischen Schiffes William Nelson gerettet hat, ist am 6. d. in Havre angekommen. Nach den Erzählungen der Geretteten war es ein furchtbares Schauspiel, als das ganze Schiff – das Feuer hatte mit reißender Schnelle um sich gegriffen – plötzlich in vollen Flammen stand, und über vierhundert Unglückliche, die entweder im Feuer oder im Wasser ihren Tod fanden, die Lüfte mit herzzerreißenden Angstrufen erfüllten.

Die unglücklichen Passagiere waren fast alle Emigranten, die sich nach Newyork begeben wollten. Einer derselben, der zuerst seine Kinder gerettet hatte, schwamm nach dem brennenden Schiffe zurück, um seine Frau zu holen. Er ergreift sie, stürzt sie ins Wasser und es gelingt ihm, die Mutter mit den Kindern zu vereinen. Die ganze Familie war gerettet. Eine Frau hatte sich an einen Matrosen angeklammert, glaubend, es sei ihr Mann. Der Matrose schwamm nach einem der Boote, wo er mit seiner Last aufgenommen wurde. Man denke sich aber das Entsetzen und den Schmerz der jungen Frau – sie war erst seit kurzem verheiratet – als sie ihren Irrthum erkannte. Sie war der Verzweiflung nahe, und man mußte sie mit Gewalt zurückhalten, damit sie sich nicht ins Meer zurückstürzte. Aehnliche und andere Scenen kamen in Masse vor. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2015)

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