Damals schrieb Jahresbericht der Nationalbank

Wien, 18. Jänner 1866. Unsere Rüge bezüglich des verzögerten Verkaufes der Bankdomänen findet in dem Jahresberichte ihre volle Bestätigung. „Von denStaatsgütern konnten nur einige Parcellen zum Verkaufe gebracht werden. Der Verkauf eines größeren Objectes, für welches Anbote vorlagen, erhielt nicht die Genehmigung des hohen Finanzministeriums.“ Diese Worte sind Alles, was die Direction der Nationalbank in ihrem Rückblick auf die Geschäfts-Erlebnisse des Jahres 1865 über einen Complex von Staatsdomänen sagt, welcher ihr heute noch für eine Restforderung von mehr als 43 Millionen Gulden als Deckung dient, und welcher ihr vom Staate zur Bewirthschaftung sowie zum Verkaufe für dessen Rechnung übertragen wurde.

Der Verkauf einiger Grundparzellen im Werthe von 130,000 fl., und die Unterbreitung einiger eingelaufenen Kaufsverträge für ein größeres Object an die Finanzverwaltung, welche Erfolge einer einjährigen Thätigkeit! Man wird übrigens diesem Theile des Rechenschafts-Berichtes das Verdienst lakonischer Kürze nicht absprechen. Allein Kürze ist gerade in diesem Punkte ein sehr untergeordnetes, ja zweifelhaftes Verdienst, und gewiß würde das große Publicum dem Herrn Bank-Gouverneur für eine ausführliche Darlegung der Ursachen, welche dieses klägliche Resultat herbeiführten und der Realisirung angemessener Verkäufe entgegenstanden, denkbar gewesen sein.

Wir überlassen es dem denkenden Leser, aus den hier mitgetheilten Ergebnissen über den Verkauf der Bankdomänen auf die Erfolge ihrer Bewirthschaftung zu schließen, und den Lobrednern der Direction, deren Verhalten in Schutz zu nehmen. Wir erblicken nur die leicht vorauszusehen gewesene Consequenz einer verfehlten Finanzmaßregel. Die Bewirthschaftung von Staatsdomänen einer Gesellschaft übertragen, die an dem Ertrage derselben kein Interesse hat, war ein arger Mißgriff, zumal das Personal für die Administration jener Domänen beim Staate vorhanden war, und wegen des in Staatsregie verbliebenen Restes weder entlassen, noch pensionirt werden konnte. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2016)

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