Wider zwei Vorurtheile

Wien, 2. Mai 1867. Sie heißen: Man muß mit den Lerchen aufstehen, und: Man muß mit den Hühnern schlafen gehen.

Vorurtheile sind immer gefährlich und schwer auszurotten; wenn sie sich aber gar in einer sprichwörtlichen Redensart ausgeprägt haben, dann gehen sie von Hand zu Hand wie das bare Geld (im Ausland), dann wurzeln sie sich ein in die Herzen des Menschen wie Tannen in das Steingerölle, dann untergraben sie die Grundlagen der öffentlichen Sittlichkeit und Wohlfahrt und Satan selbst . . .

Es sind höchst lästige und ungesunde Vorurtheile, welche manchen feinnervigen Jungen um mehr als einen süßen Morgenschlaf gebracht und ihn mehr als einmal ins Bett getrieben haben, bevor er schläfrig war. Denn in der Jugend haben wir bekanntlich nicht Verstand genug, um zu wissen, wann wir uns satt gegessen und geschlafen, oder wann wir hungrig und müde sind, müssen uns also darin nach anderen klügeren Leuten richtigen. Aber auch wenn wir unsere eigenen Herren geworden, machen sich jene Lebensregeln uns noch oft genug unangenehm.

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