Damals schrieb

Trauriger Jahrestag Österreichs

Wien, 20. Juni 1867. Am 21. Juni 1866war es, als die Preußen die Grenzen Böhmens überschritten und jener unselige Krieg begann, der eine ununterbrochene Reihe der schwersten Fehler unserer damaligen Regierung enthüllte und die kläglichsten Resultate nach sich zog.

Obschon der Krieg schon lange vor seinem Beginne in der Luft hing, überraschte er uns dennoch in unzulänglicher Rüstung; er mußte gegen zwei Feinde, im Norden und Süden des Reichs, geführt werden, während uns blos ein Häuflein ganz unverläßlicher, ja impotenter Bundesgenossen zur Seite stand; das Schicksal des Kriegs und des Reichs endlich war im Norden in die Hände von Befehlshabern gelegt, die in Rath- und Thatlosigkeit übertroffen wurden. Wir verloren eine Provinz und unsere in ihrem Werthe allerdings nicht über jeden Zweifel erhabene Stellung in Deutschland; wir verloren aber noch viel mehr, das Vertrauen in uns selbst. Tausende unserer Mitbürger wurden durch das Schwert und die schleichende Epidemie hinweggerafft, und denSchluß bildete die abermalige Unmöglichkeit, die Valuta herzustellen.

Das Alles verdanken wir einer Regierung, welche sich vermessen hatte, das Reich aus den constitutionellen Bahnen herauszureißen und mittelst ihrer eigenen Weisheit zu lenken. Wie aber Menschen und Staaten nicht selten durch schweres Unglück zur Selbsterkenntnis und Umkehr gebracht werden, so geschah es auch diesmal in Oesterreich. Das Sistirungs-Cabinet fiel, der Ausgleichmit Ungarn wurde energisch in die Hand genommen und der Constitutionalismus dies- und jenseits der Leitha theilweise wieder in seine Rechte eingesetzt. Das Ansehen Oesterreichs im Auslande erhobsich rasch aus seiner tiefen Versunkenheit, und die Völker des Reichs beginnen mit erneuter Hoffnung in die Zukunft zu blicken.

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