Barbarengrab am Kärntnerthore

Damals schrieb


(1. Februar 1862) Die Nachricht von dem Funde eines Römergrabes bei den Erdaushebungen zum Theaterbau nächst dem Kärntnerthore wird in der Wr.-Ztg. wie folgt berichtigt: Nicht ein Steingang wurde gefunden, sondern der Raum des Grabes, welches eine Länge von 5 Schuh bei einer Breite von 1 Schuh 10 Zoll und einer Tiefe von 1 Schuh 5 Zoll hatte; es war ringsum von behauenen Steinen umschlossen, die sich jedoch bei näherer Besichtigung als Bestandtheile eines früheren Baues erwiesen und nur zufällig hier ihre Verwendung fanden. So z.B. zeigte sich ein längerer Stein der rechten Gewandung als eine roh profilirte Deckplatte, der Stein des Fußendes als der Ansatz eines Doppelbogens, ein Stein der linken Gewandung ließ Spuren eines Ornaments erkennen; nur die Deckplatte des so hergestellten Raumes war ein unbehauener Stein aus einem Stücke.

Den Abschluß am Kopfende bildete allerdings ein Grabstein, ohne Zweifel aus römischer Zeit, der jedoch auf den Raum gar keinen Bezug nimmt, sondern eben nur gleich den übrigen Steinen als Material verwendet wurde, was sich schon daraus ergibt, daß dieser Inschriftstein in einer Querlage zum Abschlusse verwendet wurde. Die genaue Lesung der Inschrift erwarten wir von fachkundiger Seite, und werden nicht ermangeln, sie unseren Lesern mitzutheilen.

Es dürfte dieses Grab nicht der Römerzeit, sondern der späteren Barbarenzeit angehören, worauf auch die keineswegs irgend einen Kunstsinn verrathende Aneinanderreihung verschiedener Steine zum Umschlusse der Grabstätte hinzuweisen scheint. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2012)

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