Spectrum
Wir bewohnen ein Meer aus Luft
In der Wetterwelt sind wir nicht allein. Wir atmen dieselbe Luft. Wir beobachten dieselben Wolken. Doch was wir riechen, sehen, fühlen, ist kaum mehr mit dem wissenschaftlichen Konzept von „Klima“ zu vermitteln. Was würde es heißen, sich dem Klima, der Atmosphäre sinnlich zu nähern?
von
Eva Horn
Glück ist ein Haufen stinkender Barbies: Die Romane von Astrid H. Roemer und Toxische Pommes
Fast wieder „hingeschmissen“ hätten Bettina Eibel-Steiner und Anne-Catherine Simon den Debütroman der von TikTok und Instagram bekannten Satirikerin Toxische Pommes, bis … Überwältigt sind sie von einem Roman der aus Surinam stammenden Astrid H. Roemer. Und in Casablanca erleben sie ein unglaubwürdiges und trotzdem hinreißendes Happy End.
Spectrum
Frieden ist nicht lächerlich
Unser Autor, der Schriftsteller Dinçer Güçyeter, über eine erschütternde Begegnung mit einer jüdischen Leserin: Du hast für uns alle getrauert, für Juden, Moslems und Christen.
von
Dinçer Güçyeter
Edelmetalle
Nach dem MRT & Roboter,
gefertigt aus Edelmetallen,
rief ein ketzerischer Vermittler
alle Tautologien & bat umsonst
den Planeten um Vergebung.
Ich kam zu dir & sagte: Bitte
sieh mir in die Augen & klopf
auf mein Herz, bis gut wird
alles, womit ich je falsch lag,
alles, was man mir je antat
in dem Land von Schrumpel
-apfel & Geißblatt. Ich möchte
spielen mit jedwedem Grashalm
& fast reifen Pfläumlein, das letzte
Grüßen aus dem Zweifel saugen
& auf eine Tanzbühne klettern.
Hab stille Sommer überdauert,
blutig gepeitscht & freigekauft.
Nur lass uns Riesenrad fahren,
bis es Tag wird, nackt ein Kuss.
Gut, willst du mir an der Fassade
kratzen oder musst mir die Knochen
brechen, um Mitleid mit mir zu haben,
dann an die Arbeit, & mach mich heil,
wie ein Deltablues den Nachthimmel
heil macht überm schlammigen Fluss.
Yusef Komunyakaa
Nach dem MRT & Roboter,
gefertigt aus Edelmetallen,
rief ein ketzerischer Vermittler
alle Tautologien & bat umsonst
den Planeten um Vergebung.
Ich kam zu dir & sagte: Bitte
sieh mir in die Augen & klopf
auf mein Herz, bis gut wird
alles, womit ich je falsch lag,
alles, was man mir je antat
in dem Land von Schrumpel
-apfel & Geißblatt. Ich möchte
spielen mit jedwedem Grashalm
& fast reifen Pfläumlein, das letzte
Grüßen aus dem Zweifel saugen
& auf eine Tanzbühne klettern.
Hab stille Sommer überdauert,
blutig gepeitscht & freigekauft.
Nur lass uns Riesenrad fahren,
bis es Tag wird, nackt ein Kuss.
Gut, willst du mir an der Fassade
kratzen oder musst mir die Knochen
brechen, um Mitleid mit mir zu haben,
dann an die Arbeit, & mach mich heil,
wie ein Deltablues den Nachthimmel
heil macht überm schlammigen Fluss.
Yusef Komunyakaa
Expedition Europa
Ungarns neue Weltherrschaft wird ausgeübt von einer expandierenden Billigfluggesellschaft
Expedition Europa: Als ich von Abu Dhabi nach Muskat flog, prallten im Flieger drei Halbinseln Asiens exemplarisch aufeinander: die arabische, die europäische und die indische.
von
Martin Leidenfrost
Architektur und Design
Neue Wohnanlage in Kirchdorf in Tirol: Wo der Wilde Kaiser grüßt
Wohnbau ist immer zugleich Städtebau – das gilt auch und besonders auf dem Land. Am Anfang der neuen Wohnanlage in Kirchdorf in Tirol stand ein Wettbewerb.
von
Isabella Marboe
Buch der Woche
Mareike Fallwickl schreibt über eine Welt, in der die Frauen sich aus Protest auf die Straße legen
Sie sind ausgelaugt. Sie haben die Männer verlassen. Um ihren Protest öffentlich zu machen, legen sich die Frauen stumm auf die Straßen. Mareike Fallwickl entwirft in ihrem Roman „Und alle so still“ ein erschreckendes Szenario.
von
Linda Stift
Literatur
Asterix lebt jetzt im Slum
In die Pariser Vorstädte führt Anne Weber in ihrem Roman „Bannmeilen“ – und damit in von Bettlern gesäumte Betonwüsten, bienenstockartige Wohnblöcke, auf Schmugglermärkte und in „Männerkneipen“. Eine Welt der Ausgrenzung ohne Perspektive und Vision.
von
Björn Hayer
Wer traf wen? Das Spectrum-Rätsel…
Das Plagiat des Mannes störte niemanden
Zwei Männer auf zwei Erdteilen und eine Geschichte, die sie mehr verband, als dem einen hätte lieb sein können . . .
von
Antonia Barboric
Spectrum
Es gibt nicht nur Stolpersteine, es gibt auch Stolpertexte: Tara Meister erinnert an eine jüdische Aktivistin
Für die „Stolpertexte“ suchte ich nach jüdischen Frauen, die aktivistisch engagiert waren. Ich fand Helen Bilber, von der ich nun erzähle, und meine Großmutter hört zu, die Augen halb geschlossen, vielleicht blendet das Sonnenlicht.
von
Tara Meister
Literatur
Als der Arbeiterstaat Kinder raubte: ein verdrängtes Kapitel der DDR
In „Maifliegenzeit“ erzählt Matthias Jügler ein verdrängtes DDR-Kapitel: Politisch Unliebsamen wurden die Kinder genommen und zur Adoption gegeben.
von
Gabriel Rath
Spectrum
Bullshit verbreiten, aber richtig – eine kleine Anleitung von Peter Rosei
von
Peter Rosei
Spectrum
Robert Menasse über Perry Rhodan und eine Welt ohne Grenzen
Es wird immer wieder kritisiert, die EU sei nur ein Elitenprojekt. Aber in den Sechzigerjahren war die kollektive Fantasie schon weiter: über ein Europa, das Schritt für Schritt eine nachnationale Politik umsetzte – und über Perry Rhodan.
von
Robert Menasse
Spectrum
Wir buken Brote und spendeten Blut – wie zwei Amerikanerinnen ihr Gap Year in Israel erlebten
Die Amerikanerinnen Deanna und Rose hatten gerade ihr Gap Year in Israel begonnen, als die Hamas angriff. Trotz der alltäglichen Gefahr sind sie geblieben. Sie helfen Teenagern, die ihr Zuhause verlassen mussten, und arbeiten auf den Feldern mit.
von
Stella Schuhmacher
Architektur und Design
Im Chaos um die Ecke denken: Personale über Hermann Czech in Wien
Eine längst fällige Ausstellung zeigt eindrucksvoll das Gesamtwerk von Hermann Czech,
des derzeit einflussreichsten österreichischen Architekten und Architekturtheoretikers.
des derzeit einflussreichsten österreichischen Architekten und Architekturtheoretikers.
von
Christian Kühn
Literatur
Arbeiterkind wird man nicht, ein Arbeiterkind ist man
In den Kleinstadt-Kosmos führt Martin Becker in seinem neuen Roman. Das ist so authentisch wie eine Mitschrift des realen Lebens.
von
O. P. Zier
Literatur
Er war ein Flaneur und Weltbürger, nun ist Adam Zagajewskis letztes Buch erschienen
In seinem letzten Gedichtband ist der polnische Dichter Adam Zagajewski dem abwesenden Leben auf der Spur.
von
Cornelius Hell
Spectrum
Der Erzähler ging mir auf die Nerven – Ein Journalist beschreibt, wie es war, den ersten Roman zu schreiben
Das erste Problem war der Schluss. Er machte mir schon vor Beginn des Schreibens Sorge. Eintauchen in eine andere Zeit, ein anderes Denken, eine andere Mode, das sollte funktionieren. Wie konnten diese Fäden zu einem Ende zusammengewirkt werden?
von
Wolfgang Böhm
Buch der Woche
Huch, der Sklave spricht – Percival Everett macht sich über die Weißen lustig
Percival Everett erzählt die „Abenteuer des Huckleberry Finn“ neu. Sehr frei, sehr komisch, sehr politisch und aus der Sicht des Sklaven Jim, der den Weißen gegenüber den tumben Toren gibt.
von
Bettina Steiner
Literatur
Es beginnt damit, dass die Truthähne tanzen
Voller Lust am Erzählen beschreibt Dana Grigorcea den künstlerischen Schöpfungsprozess: Einmal lesen wir über das Leben ihrer Protagonistin, die gerade an einem Roman schreibt und an sich als Mutter zweifelt, dann lesen wir in diesem Roman.
von
Johanna Lenhart
Expedition Europa
Wo sind die armenischen Mädchen?
Expedition Europa: Ich begann über das Thema selektive Abtreibung zu recherchieren. Als Mann konnte ich daran nur scheitern.
von
Martin Leidenfrost
Expedition Europa
„Du weißt ja nicht, was den Taliban noch einfällt“
Expedition Europa: Ich fuhr an die usbekisch-afghanische Grenze bei Termez, über die 1989 der letzte sowjetische Soldat Afghanistan verlassen hatte.
von
Martin Leidenfrost
Literatur
Deniz Ohde erzählt von einer toxischen Beziehung
Deniz Ohdes Roman „Ich stelle mich schlafend“ ist eine lohnende Lektüre: Die Autorin erzählt von einer toxischen Beziehung und findet in ihren besten Passagen eine eigene Sprache.
von
Cornelius Hell
Literatur
Wo das Gebet mit „Mahlzeit“ endet
Toxische Pommes, so der Künstlername der Autorin, hat mit „Ein schönes Ausländerkind“ ihren ersten Roman geschrieben: eine Migrationsgeschichte mit viel Komik und einem schmerzenden Tochterherz.
von
Bettina Steiner
Expedition Europa
„Ein normaler Russe zeigt niemals auf“
Expedition Europa: Vor dem Belgrader Wahllokal waren „so viele Leute, dass die um halb zwölf Gekommenen ihre Stimme nicht mehr abgeben konnten“, erzählt Elena Koposova.
von
Martin Leidenfrost
Literatur aus den Niederlanden
Mariken Heitmann und die Hilflosigkeit der Erbsen
Kann man einer Hülsenfrucht ihre Wildheit zurückzüchten? Mariken Heitmanns Roman „Wilde Erbsen“ über zarte Annäherungen und Domestizierung.
von
Linda Stift
Leipziger Buchmesse
Das können wir empfehlen: 13 Romane für diesen Frühling
Folge 6
Was ist mit den Millionen passiert?
von
Radek Knapp
Wer traf wen? Das Spectrum-Rätsel
Für ihn war sie „die Erste auf dem Kontinent“
Eine Frau und zwei Männer, die eine Literaturgesellschaft eint. Und ein Regime, das viel von der Frau hielt – umgekehrt sah es aber anders aus.
von
Antonia Barboric
Wer traf wen? Das Spectrum-Rätsel…
Es geht auch ohne Zeugnis
Während der eine nicht an akademische Ausbildung glaubte, hatte der andere von einem bekannten Mann gelernt.
von
Antonia Barboric
Literatur
Mathias Énard beschreibt erschreckend aktuell, was der Krieg im Menschen weckt
Wie ein Deserteur und Kriegsverbrecher sich auf der Flucht fühlt und Europas Friedenstraum zerbricht: der Roman „Tanz des Verrats“ des französischen Prix-Goncourt-Preisträgers.
Literatur
Zum Glück gibt es jetzt Suleman
Ein sterbendes Dorf blüht dank seiner Flüchtlinge wieder auf. Michael Scharangs Roman „Die Wagenburg oder Die Flüchtlinge von Ratz“ hat erfrischend utopische Züge.
von
Thomas Rothschild
Leipziger Buchmesse
Das können wir empfehlen: 7 Kinderbücher für diesen Frühling
Literatur aus den Niederlanden
Der Debütroman von Ananda Serné ist ein Wiegenlied für die Gestressten
Schlummerkliniken und traumhäuptige Menschen. In Ananda Sernés Roman „Nachtblüher“ wird die Schlaflosigkeit zum gesellschaftlichen Problem.
von
Erwin Uhrmann
Treffer
Der Eigensinn der Töchter
Wenn Frauensolidarität stärker ist als das Schwert des Onkels.
von
Antonia Barboric
Wer traf wen? Das Spectrum-Rätsel
Meuterei unter Autoren
Die gesuchten Männer arbeiteten beide zumindest zeitweise beim Zollamt – dabei galt ihre Liebe, wie sollte es auch anders sein, der Literatur . . .
von
Antonia Barboric
Literatur
Fatin Abbas: Romeo und Julia im Sudan
Auf charmante Alltagsszenen und Liebelei folgt die Grausamkeit des Bürgerkriegs: Fatin Abbas entlarvt in „Zeit der Geister“ Abhängigkeiten und Absurditäten, Machenschaften und Korrumpierbarkeit vermeintlicher Helfer.
von
Rainer Moritz
Wer traf wen? Das Spectrum-Rätsel
Fabulierer auf der Bühne
Sänger müssen es mit der Wahrheit ja nicht immer so genau nehmen . . . Hauptsache, ihre Musik reißt mit!
von
Antonia Barboric