Was ich lese: Margit Mezgolich

Auf der Suche nach einem geeigneten Stoff für die diesjährige Sommertheaterproduktion im Herrenseetheater Litschau bin ich auf John Steinbecks Romanklassiker Von Mäusen und Menschen gestoßen (lieferbar bei dtv, in der Neuübersetzung von Mirjam Pressler).

Auf der Suche nach einem geeigneten Stoff für die diesjährige Sommertheaterproduktion im Herrenseetheater Litschau bin ich auf John Steinbecks Romanklassiker Von Mäusen und Menschen gestoßen (lieferbar bei dtv, in der Neuübersetzung von Mirjam Pressler). Ein Buch, das mich erst nach mehrmaliger Lektüre, aber dann so richtig gepackt hat.

Anfangs war ich irritiert vom etwas altbackenen Stil der alten deutschen Übersetzung aus dem Jahr 1940, von der Redundanz gewisser Textpassagen, und ich habe im Wust der unzähligen Männerfiguren manchmal fast den Kontakt zu den zwei Protagonisten des Romans verloren.

Doch dann kam die Seite 107, ein weißes Riesenkaninchen erscheint, und schon beim ersten Lesen war ich plötzlich wunderbar und tief berührt: In allem, was ich vorher in dem Buch als langatmig und witzlos erlebt hatte, konnte ich plötzlich einen sehr feinen, absurden Humor erkennen, Wiederholungen schienen mir auf einmal unverzichtbar, und nachdem ich „Of Mice and Men“ im englischen Original gelesen hatte, war ich von der sprachlichen Qualität des Romans restlos überzeugt.

„Von Mäusen und Menschen“ ist für mich ein zeitloses Buch, das existenzielle Fragen nach dem Menschsein auf eine sehr kluge, berührende Art und Weise stellt. Und in Zeiten immer stärker werdenden Arbeitsnomadentums, unterbezahlter Minijobs und der Verschärfung prekärer Lebenssituationen von vielenMenschen scheint mir John Steinbecks Geschichte von zwei Saisonarbeitern brisanter denn je. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2013)

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