in der Rax im Rausch im Ramsch

FRIERUNGEN des Herzens, Fetzchen von Herz, Fetzchen von Himmel, die Übungen der Jahreszeit : études. aus 1 neuen Schrift.

„habe fast den ganzen Tag mit BUBI
im Garten verschwelgt und finden
Blume und Blindschleiche feierlich,
in Dickicht oder Distelhain...“

und fragen alle, was liest du zur Zeit usw., während die Schädelchen = Schnäbelchen, auf der Fuszmatte. Allerlei von Tabletten des nachts, usw., aussi die verblühten tiefblauen Hyazinthen im Glas ........ damals '54 in Salzburg als ich nach London aufbrach, 1 heftiger Frühling, fanden wir 1 Hotelzimmer wo wir uns verabschieden konnten : meine Erinnerungen verblaszt, usw., erinnere mich nicht was dort geschah ........ ich wollte gar nicht, weiszt du, ich wollte gar nicht verreisen, ich wollte mich nicht trennen von dir, aber nicht darüber weinte ich, wann werde ich 1 Schwalbe sein. Zusammengerollt die Schmutzwäsche auf dem Klavier, ach bin umhergeirrt während die belaubten Fluren : diese Verlorenheit meiner Augen, alles nur Bricolage
11.1.11


Kiki's Lippen von Man Ray
die Triebe, die rougierenden, 1 betörendes rot im Glas, 1 betörendes rot im Glas in derWiese auf der Anrichte, sich entblätternd erst im Haar dann am Gürtel dann am schwarzen geflochtenen Beutel welchen ich um denHals geschlungen
März 2011


die Gurgel der PRIMAVERA die Schäfte der Schneeglöckchen, sollen wir den Bindfaden um den Hals der gebüschelten Schneeglöckchen

lockern
also die nickenden zusammengebündelten Blumen im Glas in dieser funkelnden Frühe als ob Totenglocke = GLAS (frz.) als ob strangulieren, diese funkelnden flackernden Herolde des Vorfrühlings, usw., da wo Gräslein weiden in Tränenflut, die Morgenröte 1 rosa Schleier über den Flanken/Felsen von ........
März 2011


ach die wehenden Herbstzeitlosen im Tal,als sie im grauen Mantel aus der Ortschaft heraus, spazierend, an den Feldern den wilden Apfelbäumen, ach mit Mutter damalsund wenig gesprochen, an dem Gartenvorüber wo mit blauer Schürze und Gartenschere. Reseden, und schutzbefohlen, sage ich, die winkende Frau usw., was für Gespräche mit Mutter, mühsames Spazieren das Wetter lau die Augen

der
Herbstzeitlosen, das Wehen der Herbstzeitlosen im Wind die

Übungen
„études“ ........ 1 paar Blumen von Kurtág am Rückweg, die Übungen der Jahreszeit „études“, nämlich 1 Berg der Piano hiesz, usw.
für Marcell Feldberg
März 2011
Vorfrühling's Akelei = Handschuhe unserer lieben Frau
2 weisze Steinchen und Gestrüpp im Blumentopf 1 Büschel Moos weiszes Vergiszmeinnicht Auge du mein Blutkörperchen sage ich dieser kl.silberne Baum von Stanniol auf dem Fuszboden mit wildem Schopf oder Schädel schneide mit Messerchen Stamm oder Nacken zurecht, trägt gelbe Schnur an dem Wurzelstock, glänzt wie Sonne – auf dein Stiefmütterchen habe ich mich gebettet auf dein Mäntelchen : wie das MUNDET, sageich, wenn deine Zweige sich zu mir neigen dampfende Hände : Handschuhe im Flur wie Mimmo Paladino sie gezeichnet hat (fliehende Hänge) diese Rosen Bestürzung wie Waldhorn ins Kissen vergraben eingegraben ins Kopfkissen Rosen Bestürzung Zopfschleife Seidenhaar sage ich zartes Kind feinesLämmchen Michi M.
14.3.11


die errötende Blume : mein Geschwisterchen Sprache am Morgen ich erwache grüne Lanzen des Himmels Gräslein des Lenz' : Geisterchen „grüngerissen mit rot“ = Bernadette H., mit der Sichel des Mondes in meiner Hand durch die Gärten Phantasie, wie's mundet, in deinen leisen suchenden Worten während die Regentränen am Fenster, dieses Ensemble Licht in den Augen, heute 5 uhr früh komponiert in den Auen des Südwinds oder Schleppe Goldregen, verzaubert hat mich ........ (das schüttere Notenheft usw.)
16.3.11

Radius, kleinster schöner Sprache, errötende Blume bis zum Halse Glöckchen Schneeglöckchen in der Tasse im Glas nämlich die Köpfchen fast erstickend Köpfchen nämlich im Glas in der Tasse WIMMELND überreicht von Freundes Hand Radius mit rotem Faden Schnur Schleife (Historie) von Freundes Hand WIMMELND im Glas in der Tasse dasz die Tränen nämlich Johann Sebastian Bachs Invention Nr. 6 in E-Dur durch die Lüfte. 1 dunkler Flügel, Rinde einer Hainbuche am Rand der Gasse, sagt er, die errötende Blume sagt er, WIMMELND Schneeglöckchen etwa, Kopf an Kopf etwa, mit flüsternden Köpfchen etwa und wie sie einander berühren nämlich WIMMELND : Frisuren plättend, mit weiszen Händen Leib an Leib, sagt er, Fädchen an Fädchen in der Tasse im Glas also Notenheftchen mit rosa Schoner nicht wahr : Tränenflutetwa, sagt er, WIMMELND etwa, sagt er, die Zähren Zähnchen nämlich Ferkelchen ........ Judasdenker und -schlieszer Notenhefte feuriger Regen, die grünen Lanzen der Himmelsgestade, Himmel's Gräslein des Lenz' usw.
Ausgeblasen Föhnchen, wie's mundet
17.3.11

ach mein Herz dieser Donnerkasten ach meinHerz dieser Folterknecht was für 1 Wolkenspiel sagt er, was für 1 Liederbuch Schneelein's Kredenz ........ Vogel faltenlos 2 weisze Steinchen Gestrüpp im Blumentopf Susanne B. Flora unterwegs sie sagt kirschrotes Fetzchen auf Theke Frühstückstisch dunkle Traube seliger Vogel : kreuzest klirrende Lüfte, verhangenen Himmel– ausgeblasenesFöhnchen da ist rote Fahne am Strand (weinend) Sturmwarnung rotes Zeug am Gestade wie's windet Fenchel Orgie, 1 Efeublatt („embroidering“) in meiner Hand famose Gräser plötzlich Cy Twombly's Rosen auf Fensterbrett Seelchen von Morgenröte funkelndes Reisig und Schleierträne
21.3.11

„bin weder gut drauf, noch hab
ich schnauze voll ........ so fuhr
das in mich, letzte nacht obn,
auf einer höhe.“ Guilhem
von Poitiers, deutsch Thomas Kling


und in der Rax im Rausch im Ramsch, und „aus dem ramsch gefischt“, so Thomas Kling,auf einer Höhe dann sound-violets mundetensehr, fatal die Kritzelei am Morgen der DrosselLied und Feuerknecht im Westen – 2 kl.Kiesel und Gestrüpp im Blumentopf Getrippel nachts, mein Trippeln durch die Lauchgehölze Gehölz von Leib Schneeglöckchen's Büsche l verwelkt verfärbt 1 Kränzchen Leibenfrost (= die Gasse hier/rosa Gezweig) ........ wie fasces = Fackel bin so fasziniert von diesen grünen Zungenblättchen in fremden Gärten lispelnd speichelnd vorzeigend Zuckerstange Kandis lutschend (mein' Zung' ist Rosenblatt Vorfrühling : selige Vokabel, berührend meine Glieder) –
die Anemonen hauchen lila weisz, 1 Patscherkofel schmachtet es glänzt die wilde Welt
22.3.11

Brief an ++++++++++
dunstiger Phoebus Flügel spreizend Besuch Napoleon Heimumgang (schleiszig) : guckendaus der Erde guckend also sprieszend, die Ärmchen des Schleierkrauts, mein Finger die Ränder deiner jüngsten Collage usw. : „Goldoder Gottesfüszchen, gerissen, grau“, entlangfährt, sitze oft stundenlang auf meiner Rute/Rock/oder Mäntelchen, schneie vor mich hin nämlich BLÜTENSCHNEE, kl.SingvogelDrosselsang Regenverweser wie's weint, wenn Augen glänzen, so Elke Erb, Gestrüpp des Atlas, du Albatros, Fischgräte an deiner Wange bist ........ ........
23.3.11

Diminutive, etwa. Den Kopf des Lammes (geschlachtet): Biscuit, unter den blauen Fetzchen des Himmels, Portal, Höhlen des Leibes weinend, Fetzchen anweinend des Himmels, des sepiafarbenen, wo die Vögel mit denstarren dünnen Händchen um die Äste des Frühlings gekrallt : 1 dürres knotiges Händchen (Veilchen und Valérie) : etwa Arthrose. Während gekrümmte zusammengesunkene Spucke wie Cellophan auf Linoleumboden woZuckerhüte ich meine Horizonte, gezurrte, Vöglein's Kralle = Veilchen's Valérie, und wie sie, des Singvöglein's Kralle sich krümmet/windet ums Ästchen, und zwitschernd während Arie süsz seiner Kehle entschwebt usw., nämlich FRIERUNGEN des Herzens, Fetzchenvon Herz, blau, und wie er mir nacheilt und sagt, Sie sehen ++++++++++ so ähnlich, woraufich sage, ich bin es. Vöglein's Brust so bebend :Gezweig des Himmels nämlich,des Lammes Biscuit usw. Schon häutet sich meine Seele ich meine man häutet mich an der Innenseite der Arme, geritzt Lämmer von Haut,Fetzchen von Himmel, Vorfrühling's Trauer
26.3.11

dieses Vöglein Vögelchen mit der Trompetenämlich im Regenschauer des Morgens wehemein Herz wie Tränen am Fenster PerlenApril usw., trippele durch die Träume, Sufistimme Satie, kretische Steine auf meinem Herzen wie ich erkenne Weide Flüsse und Wälder damals im Brausen und Hand inHand, die weiszen Füsze des Kranichs dasBlättchen Entzündung der Rose, die errötende Blume und wie sie ins Herz gelodert, bin eingesponnen in Forste Fittiche Fingerchen, hatte geküszt 1.grüne Blättchen hinter Parkgitter Heidelerche Wildtaube Zeisig inmeiner Einfalt. Auf blauen Stoffgürtel tretend mein Gotteshirn – hatte zu HASE geflüstert LAPIN oder zerknalltes Kaninchen, solcheVöglein Vögelchen glucksend (aus der Erde guckend) oder wenn diese Romi entlangschläft entlangschleift ich meine deren Schatten mir auftaucht, wie's windet ........ die Thaya nämlich war vorübergewischt hatte genäselt im Flur usw., ausgeblasenes Föhnchen wie's mundet
27.3.11

Goldauge, gerissen 1 Schleier Bernadette H., damals dunkle Tupfen von Tannen während die Nadeln des Forsts in welchem ich mich verirrt hatte und welche sich hingeworfen hatten auf die schlängelnden Waldwege die von unbeweglichen = starren Rehen durchwachsen während die Waldvögelchen in den DADA Wäldern nämlich die scheuen, Tiere nämlich zu Blumen Tränen gewunden, das Tal mir entgegenstürzte etc., während Leibespost = Plexiglas meiner Haut flehentlich, damals wie dunkle Tropfen von Tann indes gloire oder Glorie
29.3.11

Blättchen von grünem Lenz ich meine WG-Traum, verballhornt solch schweres Herz :kann Pfötchen geben, ich glaube Magnolienbaum auf alten Instrumenten, und biszchen atemlos beim Erwachen = biszchen trippeln, weinen, mir schwebt was vor, ins gelbeNotenheft Briefe an ++++++++++ (ins gelbeNotenheft mit Schoner), biszchen trippelnd, weinend, man läszt mich nicht ausschlafen, „o sole mio“, Blättchen von grünem Lenz ich meine ........
(und obwohl das Brot auf den Boden gefallen (an der Lifttür), davon gegessen, an der Lifttür, fein bekränzt von wallenden Haaren, hob sie das Brot auf verschlang es)
30.3.11 ■

Mayröcker: Zur Person

Geboren 1924 in Wien. Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur, Georg-Büchner-Preis et cetera.

Zuletzt ist erschienen: die Prosaschrift „ich sitze nur GRAUSAM da“ (Suhrkamp).

Ihr Text stammt aus dem Band „études“, der
übernächste Woche im Suhrkamp Verlag herauskommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2013)

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