Gerhard Baumgartner - Was ich lese

Seit ich sie vor einem Jahr zufällig in einem Bahnhofskiosk entdeckte, hatmich die Serie Atlas der Globalisierung völlig in ihren Bann geschlagen. Herausgegeben wird diese seit 2003 erscheinende Reihe von großformatigen Broschüren vom Redaktionsteam der französischen Wochenzeitung „Le Monde diplomatique“ – und erscheint seit einigen Jahren Gott sei Dank auch auf Deutsch.

Illustriert mit hervorragenden Infografiken, gewähren diese Bände einen wirklich globalen Überblick zu Themen wie Wasser, Waffenhandel, Klimapolitik, IT-Netzwerke, Geldmärkte, Weltbevölkerung und vieles mehr. Derzeit arbeite ich mich durch das Heft über globale Zukunftstrends, daneben gibt es auch eine spezielle Edition mit regionalen Schwerpunkten, aber die hab ich noch vor mir.

Gleichzeitig – eine schlechte Angewohnheit von mir – lese ich den RomanDie Wolfshaut von Hans Lebert (Europa Verlag, Hamburg). Ich habe diesen klassischen Anti-Heimatroman schon als Schüler gelesen – ich hatte eine militant pazifistische und antifaschistische Deutschlehrerin –, und das Buch hat mich damals irrsinnig aufgewühlt. Der 1960 erschienene Roman ist – völlig zu Unrecht – aus den Buchhandlungen verschwunden.

Dieser Klassiker der österreichischen Nachkriegsliteratur thematisiert die Nichtaufarbeitung der NS-Zeit. Das Dorf, in dem der Roman angesiedelt ist, heißt nicht zufällig Schweigen. Vor Kurzem in einer Bücherwühlkiste entdeckt und sofort gekauft, habe ich begonnen, das Buch nochmals zu lesen – und ich merke, wie viele Dinge ich einfach viel zu früh gelesen und nur halb verstanden habe. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2014)

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