Was ich lese: Pascale Ehrenfreund

Man begleitet Anthime, einen jungenFranzosen, auf einer Radpartie durch die Vendée (an der Atlantikküste) und wird Zeuge der durch dröhnendes Glockengeläute angekündigten Mobilmachung.

Man begleitet Anthime, einen jungenFranzosen, auf einer Radpartie durch die Vendée (an der Atlantikküste) und wird Zeuge der durch dröhnendes Glockengeläute angekündigten Mobilmachung. Es ist der 1. August 1914. Die neue Situation wird von der Bevölkerung nicht ohne Begeisterung aufgenommen, zumal die Überzeugung herrscht, es handle sich um eine kurze Sache.

Man nimmt als Leser am Abschied teil, aber es dauert nicht lange, bis man tage- und wochenlange Märsche mitmacht, von den ersten Toten erfährt und letztlich in einem brutalen Krieg landet.

Dass Anthime nach einer bereits geschlagenen Schlacht von einem verspäteten Granatsplitter der rechte Arm von der Schulter getrennt wird, bedeutet für ihn die Heimkehr und lässt uns auch vom Leben fern der Front und den privaten Schicksalen erfahren.

Es ist eine Skizze, die Jean Echenoz in seinem Roman 14 (Hanser Berlin Verlag, Berlin) über die gesamte Zeit des Ersten Weltkrieges aus der Sicht dieses jungen Franzosen, seiner Familie und seiner Freunde zeichnet. Manchem Detail widmet er größeren Raum, längere Zeiträume werden oft gerafft dargestellt. Distanziert geht Echenoz an die Katastrophe heran, mit Prägnanz und Intensität handelt er sie staubtrocken ab.

Sein Kurzroman ist ein außergewöhnlicher Zugang zu einem momentan sehr aktuellen Thema. Der gewählte Blickwinkel und eine scheinbare Leichtigkeit in der Ausführung nehmen gefangen, lassen aber gleichzeitig viel Raum zum Nachdenken. Absolut empfehlenswert. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2014)

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